Don McLean

Botanical Gardens

Sentimentales Alterswerk von teils entwaffnender Offenheit

Es ist hart, wenn man mit Mitte 20 das eine Album gemacht hat, mit dem jedes Folgewerk verglichen wird. Das Format eines Mickey Newbury oder eines John Prine hat Don McLean nie erreicht. Aber wenn der Mann, der einst „American Pie“, „Vincent“, „Empty Chairs“ und „Castles In The Air“ schrieb, mit 72 nach neunjähriger Pause wieder eine Platte veröffentlicht, ist das eine kleine Sensation.

Wenig sensationell beginnt „Botanical Gardens“. Das bluesige Titelstück und der Schunkler „Waving Man“ verströmen kaum mehr als gemütliche Altersroutine. Jeder noch so ausgefranste Willie-Nelson-Hut wirkt dagegen wie ein Quell der Inspiration. Glen Campbell hat auf „Ghost On The Canvas“ mit viel prominenter Unterstützung demonstriert, wie sich ein nostalgischer Blick zurück durch eine moderne Americana-Brille werfen lässt. Doch wenn man schon nicht mehr damit rechnet, gibt dieser weithin verdorrte Garten Eden den Blick frei auf ungeahnte Anmut. „You’re All I Ever Had“ und „When July Comes“ sind die Balladen, die man McLean nicht mehr zugetraut hätte, vollgesogen mit Sentiment. „When July comes, the sand is sticky hot/ It will always be summer/ The sun will burn our skin.“ Aber man ahnt: In seinem Herzen ist längst Herbst. Und alles vergeht, zerweht, kann nicht mehr sein – wie in einem Melodram von Douglas Sirk.

Das Werk erfüllt seinen Zweck

In „Rock’n’Roll Your Baby“ reiben sich die E‑Gitarren zur Riff-Revue, circa 1972. „I’ve Cried All The Tears That I Have“ evoziert zu patiniertem Country-Schwulst den seligen Steve Goodman. Noch opulenter geriert sich „The King Of Fools“. Keine Zeit mehr für die kleinen Gesten. Was zählt, ist das große Resümee: „So, here I am alone and weak/ With all my powers vastly diminished/ I think of you, oh, by the hour/ I know my royal life is finished/ I know that I’m pathetic/ ’Cause I will always be your clown/ You have found another/ And he now wears my crown.“

„Botanical Gardens“ ist ein schütteres Werk. Aber es erfüllt seinen Zweck: Es rührt zu Tränen. (BMG Rights/ Warner ADA)

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