Doris hilft

„Doris hilft“ von Wolfgang Welt ist der vierte Teil seines großen Lebensromans und beschreibt die zweite Hälfte der 80er Jahre. Welt schmeißt sein Studium endgültig hin und muss auch den Musikjournalismus drangeben, obwohl er gerade dabei ist, sich einen Namen zu machen. Er schreibt sich verrückt und wird in die geschlossene Abteilung eingeliefert, schließlich deliriert er – nach seiner Wiederherstellung schwer auf Psychopharmaka – in sechs Wochen seinen berüchtigten Erstling „Peggy Sue“ aufs Blatt. Welts Bücher sind das Ergebnis einer kreativen Selbstermächtigung. Endlich ist er nicht mehr subaltern, marginalisiert, sondern das Zentrum des Universums. Indem er seinem reduzierten, verbogenen Leben manisch-skrupulös hinterherschreibt, kommt dem plötzlich Bedeutung zu, hat er es wenigstens einmal bewältigt – sprachlich. Es ist leicht, Argumente gegen diese ohne Kalkül und ästhetische Prätention hingewichste Literatur zu finden, zumal der Ich-Erzähler mit seiner manischen Geilheit und seinen immer wiederkehrenden Lamentos über verpasste Beischlafgelegenheiten nicht gerade zur Identifikation einlädt. Aber die offensichtlichen Defizite dieser Romane sind gerade ihre Qualität. Welt ist skrupellos gegen sich selbst und gegen andere. Er schreibt auf, was die meisten weglassen würden. Und es gibt anders als bei Heinz Strunk et alii auch keine ironische Hintertür, durch die der Leser sich aus dieser Plebejer-Hölle davonstehlen könnte. (8,50 Euro)

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