Down Baby Down :: Ein cineastisches Vergnügen von der mutigen Wahl-Berlinerin
Frauen mit schwarzen Eyelinerstrichen am Steuer eines 1961er Alfa Romeo Guiletta … Männer mit tiptop sitzenden taillierten Anzügen … Kitten Heels, die über europäische Kopfsteinpflaster klappern … toupierte, vom Wind verwehte Haare beim Abschiedskuss … Der Film, zu dem Gemma Ray auf „Down Baby Down“ eigeninitiativ die Musik vorgibt, ist ganz bestimmt keine moderne, zugequatschte US-Romcom.
Mit unendlich großen Hallräumen, mit Cinecitta-Arrangements, hörbaren Umgriffen auf der Akustikgitarre und die Felle streichelnden Jazzbesen, dazu verlorenen, an Krzysztof-Komeda-Filmmusik erinnernde Background-„Aaahs“ macht die in Berlin lebende 32-jährige Engländerin ein eigenes, cineastisches Soundfass auf.
Bis auf die mehrstimmigen oder geflüsterten Hintergrundgesänge bleibt sie instrumental, setzt ganz auf strikt melancholische Stimmung, aber warum auch nicht: „Melancholie ist das Vergnügen, traurig zu sein“, sagte einst ein – natürlich – französischer Schriftsteller. Dieses Album entstand bereits vor dem letztjährigen „Island Fire“, das eindeutig gefälliger war. Hier ist sie so mutig, sich – bis auf ein paar Rock’n’Roll-Rhythmen, Nancy-Sinatra-Ideen und eventuell vom Bad-Seeds-Schlagzeuger Thomas Wydler ermutigten Nick-Cave-Anklänge – an jeder Pop-, Beat- und Songwriterkonvention vorbeizumogeln.
„Down Baby Down“ ist ein Konzeptalbum, das immer dann passt, wenn irgendeine Art von Sehnsucht zugegen ist. Also, seien wir ehrlich, ziemlich oft. (Series Aphonos/bronzerat) Jenni Zylka
Martin Rossiter