Dr. John – Duke Elegant :: Der Mann am Klavier ehrt Duke Ellington – nicht immer zwingend

„Boogie now“, grummelt er plötzlich wie ein liebeskranker Kater, dem zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird. Doch die Aufforderung ergeht nicht – wie noch beim letzten Album „Anu~ tha Zone“an eine Horde (relativ) junger Freier aus dem Vereinigten Königreich, sondern an seine Hauskatzen. An Bobby Broom (Gitarre), David Barard (Bass) und Herman Ernest HI (Drums), die sich gerade redlich mühen, das bewährte Credo „It Don’t Mean A Thing (If It Ain’t Got That Swing)“ umzudeuten in ein „…if it ain’t got that funk“. Hatte Dr. John zuletzt den Voodoo-meets-R&B-meets-Psychedelia-Stil recycelt der ihn Ende der 60er Jahre über die New Orleans-Limits hinaustrug (in jeder Hinsicht), so recycelt er jetzt nicht ganz pünktlich zu dessem 100. Duke Ellington, um dessen Repertoire seinem Stilwillen zu… unterwerfen? Nein, das trifft’s nicht Nicht den spielerischen Charakter, mit dem Meister Rebennack diese Vorlagen umschmeichelt, umgarnt, aber nie wirklich umstößt.

Duke goes funky. Aber elegant, versteht sich. Zu elegant oft. Ohne sich wirklich schmutzig zu machen. Und diese Gitarren-Soli sind auch ziemlich deplatziert. Die Schatztruhe von Ellington – nicht erst seit „Sentimental Journey“ (1989) ein alter Bekannter im Mac-Repertoire – gibt auch jenseits von allzu Vertrautem („Mood Indigo“, Caravan“) noch Einiges her. Die Funk-Humoreske „I’m Gonna Go Fishin'“ etwa, damals ursprünglich für einen Otto-Preminger-Füm geschrieben. Oder „Don’t Get Around Much Anymore“, das Dr. John konsequent in ein gleichermaßen klassisches wie aktuelles New-Orleans-R&B-Idiom verpflanzt Tja, und bei den Instrumentals JPerdido“ und „Flaming Sword“ dürfen sich dann sogar die Hauskatzen mal emanzipieren: Booker T. meets The

Meters meet Daddeldu. Katzenmusik? Viel Session-Gedudel jedenfalls. Und keine neuen Einsichten.

Mit seiner klugen und mitreißenden Hommage an das einzigartige Musikgebräu seiner Heimatstadt „Goin‘ Back To New Orleans“, 1992) kann „Duke Elegant“ kaum konkurrieren. Aber dieses „Boogie Now!“ – das wird immerhin ewig Klasse haben.

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