Dr. Robert – Flatlands

Das gesamte Artwork von „Flatlands“ besteht aus mythisch aufgeladenen Bildern einer – so trivial kann es manchmal sein – flachen Landschaft in glühenden Sonnenuntergängen. Die Motive beschwören den Süden der USA herauf; Songtitel wie „The Sky Is Falling“, „Full Moon Fever“, „Flatlands“ oder „Easy Road“ verbeugen sich mehr oder weniger offensichtlich vor Amerikas Songwriter-Größen – Dylan, Petty, Springsteen. Dazu erzählen staubtrockene Calvin-Russell-Riffs die alte Geschichte von Blues und Folk neu, gelegentlich scheppern fast zweckentfremdete Rhythmusinstrumente wie Tom Waits‚ „Swordfishtrombones“.

Wäre da nicht diese aus ganz anderem Kontext altbekannte Blue-Eyed-Soul-Stimme und ginge diese glühende Sonne nicht in den East Anglian Fens im Südosten Englands auf, man könnte Dr. Robert glatt mit Dr. John verwechseln. Ein Begriff wurde dieser Bruce Robert Howard als Sänger, Gitarrist und Songwriter der Blow Monkeys, die Mitte der 80er Jahre bewiesen, dass weißer Pop-Soul auch Haare auf den Zähnen haben kann. Doch die Zeiten von „Red Wedge und des expliziten politischen Engagements sind genauso Schnee von gestern wie Cool Britannica. Und auch die Konjunktur in den Charts ist längst vergessen: „Ich habe meinen Part ab Popstar gespielt“, sagt der 39-Jährige ganz unprätenziös. „Ich lebe nun ein anderes Leben, und ich liebe es.“

Das hört man seinem vierten Solo-Album auch an, das trotz des Mitwirkens von Modfather Paul Weller oder Oasis-Drummer Alan White die amerikanische Singer-/Songwriter-Tradition klassisch hoch leben lässt Mit Songs, die so stark auf das Wesentliche reduziert sind, dass sie John Hiatt in seiner Glanzzeit eingefallen sein könnten. Die spartanische, halbakustische Produktion gibt der weichen, unaufdringlichen Stimme Dr. Roberts den nötigen Spielraum, um seine sehr persönlichen Geschichten zu entwickeln. In denen spielt dann meist wieder die flache Landschaft seiner Heimat eine tragende Rolle – so einfach kann es manchmal sein. Einfach schön.

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