Dredg – Catch Without Arms

Die Kalifornier Dredg begreift man im Konzert, nicht auf der Platte: Das halbe Set verbringt Gitarrist Mark Engles auf dem Bühnenboden, wo er kniend seinen hundert Eflektgeräten durch Knöpfchendrehen viele seltsame Klänge entlockt Hinter ihm laufen enigmatische Bildsequenzen, und womöglich hat Trommler Dino Campanella (der gelegentlich auch Klavier spielt) die Bühne in eine Art Galerie für seine Bilder umfunktioniert. Alles lebt, alles brennt und ist ganz hingegeben leidenschaftlich, eine tolle Show.

Ganz recht: Dredg ist eine klassische Kunststudenten-Band, die ihren alternativen, an sich ganz amerikanischen Rock als umfassend schöpferischen Ausdruck versteht. Auf dem letzten Album, dem 2002 erschienenen „El Cielo“, setzte sich dieses Selbstverständnis in ganz weitschweifenden, langsam schwebenden Neo-Prog-Rock um, der nicht nur deshalb sehr cineastisch klang, weil Dredg in George Lucas‘ Skywalker-Studios aufgenommen hatten.

Man hat Dredg gelegentlich in eine Ecke mit The Mars Volta gestellt – obwohl die natürlich viel überbordender, manisch depressiver sind -, und das Rückhaltlose, schmerzhaft Flehende ist auch in den neuen Liedern. Doch wo bisher bloß hingetupfter Expressionismus wai; werden jetzt Konturen deutlich: „Catch Without Arms“ verzichtet auf das Uferlose der ersten Jahre und setzt stattdessen auf kompakte Formen.

Dredg verpacken ihre losen, oft The-Edge-mäßig gespielten Gitarren in recht griffige Arrangements, strecken sich wohl mal Wohin, mal dahin, verlieren aber ihren Mittelpunkt nicht. „Sang Real“ steht auf einer kleinen Slide-Melodie und einem ramschigen Drum-Beat, „Ode To The Sun“ und „Matroshka“ haben präzise Gitarren-Riffs und eine Art 80s-Indie-Flair, das sich hier in verschiedener Form ins Rezept mischt Und das tolle „Bug Eyes“ verkauft einem Dredgs wild sehnenden Existentialismus als Nu-Rock-Karacho. Jetzt für alle da!

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