Drive By Truckers – A Blessing And A Curse

Kein Konzept, hieß es. Was konnte auch schon noch kommen, nach ihrer fulminanten “ Southern Rodk Opera“ und dem weniger gewichtigen, aber ähnlich wichtigem Sequel „Dirty South“? Es kommt dies: Konfirmandenanzüge! Gleißende Twin Guitars. als wären Thin Lizzy wiederauferstanden! Die besten, immer leicht unfertigen Southern-Songs, welche die Faces noch nicht schreiben konnten – wie die trunkene Polit-Allegorie „Aftermath USA“. Und mindestens zwei bis drei Songs, die nicht nur nach „Hit!“ riechen. Das süß-saure „Feb 14“, das gleich neben Steve Earles „Valentine’s Day“ einparkt. Jason Isbell’s „Daylight“ – sehnsuchtsseliger, kopfstimmiger Southern-Pop, wie ihn Big Star oder die Replacements down in Memphis auch nicht besser hinbekommen haben. Samt patentierter Binnenreim-Poesie.

„Brass knuckles and birds on a wire retire, but no one gets free…“ Aber vor allem das rasende, sich samt Gitarren überschlagende „Wednesday“ von Patterson Hood. über ein odd couple auf abschüssiger Bahn. „I can bend my arms until they’re backward, but you can’t bend your will to take in mine. And I could hold my breath until next Wednesday, and still be doing fine.“ Kennt der Typ Frauen.

Denn die Freiheit (von den Frauen) ist ja auch nur in dieser Musik. Während sich die alte Garde – Lynyrd Skynyrd, Molly Hatchet etc.pp – schon seit halber Ewigkeit nur noch in Selbstkarikatur suhlt, haben sich die Drive By Truckers längst eine kleine, aber feine Corporate Identity geschaffen, wie es vor 30 Jahren allenfalls Little Feat gelungen ist, inklusive eines Designers, der die Cover immer gerade so weit modifiziert, dass man doch neugierig bleibt.

Für „Goodbye“ gebührt Hood die goldene Anstecknadel des „Ich-wollte-schon-immer-einen-supertraurig-zerschossenen-On-The-Road-Song-schreiben“-Clubs. Bevor auch Mike Cooley mit Siegchance in den Wettbewerb einsteigt, mit seinem „Space City“, eine Stadt, die nur noch ratlose Leere kennt. „She had the strength of a man and the heart of child, I guess.“ Er singt wirklich I guess! Abschließend übertrifft sich Patterson Hood noch mal selbst, mit dem leise brennenden „A World Of Hurt“. Entdecken Sie diese Band, bevor es zu spät ist. Und wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich Neil Young höchstpersönlich. Weil er sich angeblich auskennt, da unten im Süden…

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