Drucksachen

The Murder Of Brian Jones Anna Wohlin (BLAKE. CIRCA 55 MARK) Brian Jones – The Last Decadent Jeremy Reed (CREAtlON. CIRCA 40 MARK)

Brian Jones ertrank nicht. Er wurde ermordet. Eine Hypothese, der die meisten Biograten folgen, seit Brians mutmaßlicher Mörder selbst das Zeitliche gesegnet hat. Beweise für ein Komplott gibt es keine, Indizien zuhauf. Über die haben sich bereits diverse Autoren hergemacht, darunter Terry Rawlings, Laura Jackson und Mandy Aftel. Ihre Bücher waren von unterschiedlicher literarischer Qualität, doch förderte ihr kriminalistischer Spürsinn durchaus Verdachtsmomente ans Licht, an denen Scotland Yard kräftig zu kauen hatte. Und nicht zuletzt der Leser, vor dem bis hin zu Obduktionsberichten im Faksimile jedes erdenkliche Detail ausgebreitet wurde. Ein Puzzle ohne plausibles Muster freilich, das jetzt um die Erinnerungen von Brians schwedischer Freundin Anna Wohlin weiter kompliziert wird. Sie hatte damals mit Brian in dessen Haus, Cotchford Farm, gelebt, kannte die zwielichtigen Gestalten, mit denen Jones Umgang pflegte und hegt keinen Zweifel daran, dass ihr Liebster umgebracht wurde.

Zweifel an den Beweggründen für ihre Enthüllungen, immerhin 30 Jahre nach Brians Abgang, scheinen sehr wohl angebracht. Sie sei die ganze Zeit von Trauer wie gelähmt gewesen, schreibt sie. Und sie habe Angst gehabt, sei von den Rechtsberatern der Stones eingeschüchtert worden. Noch ein Mysterium, für das sich im Buch keine Erklärung findet. Verschwörungsfantasien einer Frau, die ihren Albträumen Bedeutung beimisst Andererseits macht gerade das Menschelnde die Substanz der sehr persönlichen Reminiszenzen aus. Etwa das Szenario um Brians „Ausstieg“ (sprich: Rauswurf) bei den Stones. Viel Zeter und Mordio soll es darob gegeben haben, doch am Ende sei man freundschaftlich auseinandergegangen. Keith habe Brian sogar ein Geschenk gemacht, das diesen sehr rührte. Ein Päckchen Kokain. Anna fand das gar nicht gut, aber so waren sie halt, die Rockstars in den Zeiten der Dekadenz,3,0 Ebendas ist Reeds Thema. Er ortet den „Godstar“ als letzten großen Vertreter einer mit ihm ausgestorbenen Tradition genialischer, selbstquälerischer, visionärer und psychotischer Dandys, in einer Linie mit Charles Baudelaire, Oscar Wilde und Count Stenbock. Ein moderner Lord Byron sei Brian Jones gewesen: obsessiv, destruktiv und subversiv. „Wie geht’s deiner Paranoia?“, pflegte ihn sein Freund Bob Dylan seinerzeit zu begrüßen. „Fein“, sagte Jones dann, „sie gedeiht ganz prächtig.“ Am 3. Juli 1969 ist sie dann, mit oder ohne Fremdeinwirkung, implodiert. 4,0

The Story Of Buffalo Springt leid John Einarson & Richie Furay (ROGAN HOUSE, CA 30 MARK)

„We were good, even great , untertreibt Neil Young, wenn er über Buffalo Springfield spricht. Warum das so ist, macht dieses Buch deutlich. Furays Insiderwissen und Einarsons Historiker-Perspektive vermischen sich nicht nur zu spannender Lektüre, sondern sorgen auch für manch überraschende Erkenntnis über jene Kräfteverhältnisse und nicht selten kindischen Kapriolen, die diese quintessenzielle Westcoast-Combo befeuerten, beeinträchtigten und schließlich begruben. Und nebenbei gewährt das Buch Einblicke in die Binnenstruktur amerikanischer Politik und Gegenkultur jener Tage. Wie singt Young so schön in seinem besten Springfield-Song: „All the years we spent with feeling ended with a cry.“ Dann kamen Crosby, Stills, Nash &. Young. 4,0

IfYouReallyMeanlt Walter Heger (STAR CLUSTER, 80 MARK)

Die Bedeutung von Fairport Convention lässt sich schlechterdings nicht überschätzen. Band, MusikJabor, Pionierpool und Durchlauferhitzer für etliche der prägendsten Künstler des britischen Folk Rock, von Sandy Denny bis Richard Thompson. Freilich barg die Fluktuation des Band-Personals nicht nur Chancen und brachte nicht nur Geniestreiche wie J^iege & Lief r hervor, sondern trieb die Formation auch in Nöte. Sehr nützlich: die Stammbäume. 4,0

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