Drucksachen VON ARNE WILLANDER

The Life And Music Of Nick Cave

Maximilian Dax & Johannes Beck (DIE GESTALTEN VERLAG, 60 MARK) Es wäre schön gewesen, eine verfrühte Biografie, ja Monografie über den Schmerzensmann zu lesen – doch „The Life And Music Of Nick Cave“, vollmundig „An Illustrated Biography“ betitelt (warum nur englisch, warum?), ist bloß ein üppig aufgemachtes Blendwerk. Der notorische Journalistendarsteller Maximilian „Max“ Dax hat ein paar Gespräche geführt, aber offenbar keine erhellenden mit Cave selbst, der ohnehin ein schlechter Interpret des eigenen Schaffens ist. Die Hermeneutik entspricht etwa dem Englisch-Grundkurs des Vorsemesters. Der Text holpert durch Sprachklischees und Stilblüten („stellte die These auf, „das Rad des Erfolges“, „Die Geschichte ist bekannt: Als Sohn Gottes—“) und liest sich wie ein Waschzettel; Tiefsinn wird durch bedeutungsschwangeren Zitatenquatsch vorgetäuscht Der Grafiker Johannes Beck kann gar nichts dafür: Die zahlreichen Fotos (auch vom kleinen Nick!) sind vortrefflich. Hauptsache: Dax posiert hinten im Buch in einem italienischen Moment des Lebens als Westentaschen-Cave für die Kamera. Man sieht ihn geradezu vor sich, wie er in Antiquariaten nach Caves Roman »And The Ass Saw The Angel“ wühlt 2,0

Rockers

Jürgen Vollmer (EDITION OEHRLI. 5B MARK) Eine nicht ganz so teure Alternative zu Klaus Vbormanns Beatles-Prachtband stammt von einem anderen Fotografen der ganz frühen Jahre: Jürgen Vollmer war 1961 in Hamburg dabei, und John Lennon attestierte ihm später, der Pilzkopf, der Astrid Kirchherr zugeschrieben wird, sei ein Vollmer-Haarschnitt gewesen. Das Interesse des Fotografen galt der Rocker-Kultur in Paris, Berlin, Hamburg und anderswo, und in den Schwarzweiß-Bildern erkennt man nicht nur bei den Beatles den Schmelz des Anfangs, ganz weiche, verträumte Gesichte^ ein wenig , Außer Atem“, auch „Rebel Without A Cause“ und „Der Wilde“. Die Posen der jungen Menschen auf den Straßen, auf und neben dem Motorrroller sind erkennbar geliehen; die Beatles posierten nicht einmal Keine Schau beim Schaumachen. Was man aber auch sieht: Wie die Beatles, bevor sie es waren, mit all den anderen ihrer Generation auf den historischen Moment, die blaue Stunde einer neuen Zeit warteten. Da war es gut, schon mal so cool auszusehen, wie man später dann sein musste. 4,0

Pop!

Bela Stern 8. Julian Weiss (Hg.) (KNAUR LEMON. 18 MARK) Immer mehr vferlage bemühen sich um Pop-Essays und -Erzählungen, da mag die Zeit-Zäsur ebenso inspirierend wirken wie das jeweils drängende Alter der Autoren, die manchmal 50, manchmal nur 5 Jahre der Pop-Geschichte überblicken. „Pop!“ versammelt nur wenige der üblichen Verdächtigen – allerdings Nick Hornby, den Chronisten der Sammelwahn-Krankheitsgeschichte, und Greil Marcus, den großen Merkwürdigen der Geschichtsschreibung und Essayistik, der hier mit einer pointierten Liste nachweist, „weshalb ,Dead Man‘ der beste Film der Hundstage des 20 Jahrhunderts“ ist „Es könnte genauso gut ein Stummfilm sein: Man kann alles an den Gesichtern ablesen.“ Oder: „Ich bin mir nicht sicher, wer mehr Leinwandpräsenz hat – Robert Mttchum selbst oder die Figur, die er spielt“ Zwar ist der beste Film der letzten Jahre des verdammten 20. Jahrhunderts JPulp Fiction“ und außerdem Jackie Brown“, aber das ist gar nicht verhandelbar. Deshalb ist es ja Pop. Gut auch: „Die Ficküste“ von Lana Citron. 4,0

Außerdem: „BAP for nohzespille“ (Gerig Music, 32 Mark), ein so genanntes Fan-Buch mit Notenmaterial und Texten; „Guitar Handy“ (Gerig, 36 Mark), eine ausfuhrliche Anleitung für den Gitarristen samt CD-Beispielen; „Rock-Biografien – Das Never-Ending-Lexikon“ (Reupke Verlag, Deichstrenge lla, 27628 Sandstedt monatlich 12 Mark), eine Art Ringbuchsammlung mit Zuwachs; „Best Of Cher“ (Gerig, 36 Mark), ein Karaoke-Songbuch mit Noten und CD; „Die Hitmacher“ (Econ, 32 Mark) von Jürgen Stark, ein ebenso euphemistischer wie naiver Ratgeber zu „Traumjobs in der Musikindustrie“, der das übliche Branchen-Bla-bla, geschwätzige Interviews und Adressen (!) versammelt; „Musikrecht – Die häufigsten Fragen des Musikgeschäfts“ (PPV Verlag, 50 Mark), ein vorzüglicher Ratgeber der Rechtsanwälte Barbara und Gunnar Berndorff sowie Kurt Eigler, der akkurat, aber verständlich das Dickicht juristischer Fallstricke lichtet; und schließlich „Frank Vincent Zappa -The Interview“ (Advanced Multimedia, Magnitorwall 8, 38100 Braunschweig), ein langes, aufrichtiges Gespräch, das es als interaktive CD-ROM für Windows und Macintosh gibt vermutlich hätte es Zappa gefallen.

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