Drucksachen von Wolfgang Doebeling
Eine wahre Flut von neuen und aktualisierten Nachschlagewerken bricht im Frühjahr über uns herein, hier weniger nach Aufmachung beurteilt, sondern nach ihrem Gebrauchswert. Am beliebtesten waren schon immer die Price Guides. Wer möchte nicht wissen, welchen Wert die eigene Sammlung hat? Oder – wichtiger noch – was man für gesuchte Raritäten hinblättern muß? Den englischen Markt hat diesbezüglich im Griff, wer monatlich „Record Collector“ liest Der ging einst aus dem „Beatles Monthly“ hervor und blieb dieser Präferenz bis zum heutigen Tag treu. Macht nichts, solange man die Preise aller Fab-Four-Artefakte um zehn Prozent minimiert Dann erweist sich der „RARE RECORD PRICE GUIDE 1997/98“ (zu beziehen über Musicfarm, Schloßstr. 54,12165 Berlin, ca. DM 45,-) als sorgfältig, ja penibel recherchierter Marktführer für britische Pressungen, von denen immerhin 85 000 gelistet werden. 4,0
Das amerikanische Pendant zu „RC“ ist das 14tägig erscheinende, großformatige „Goldmine“, das gleich einen ganzen Bücherberg vom Stapel laufen läßt Die Flaggschiffe sind dabei „PRICE GUI-DE TO COLLEC-TIBLE RECORD ALBUMS“ und, ergänzend, der Singles-Almanach „PRICE GUIDE TO 45 RPM RECORDS“ (Musicfarm, je ca. 50 Mark). Hier sind auf jeweils 840 Seiten sämtliche Musikstile vertreten, vor allem jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Ideal für Anfanger und oberflächlich Interessierte. Aber Obacht: Die angegebenen Marktwerte sind extrem konservativ und liegen zum Teil deutlich unterhalb des realen Wertes. Händler verkaufen meist nach der „Goldmine-Formel“: Katalogpreis plus 20 Prozent. Je 3,0
Für den Fan und Sammler ergiebiger sind die nach musikalischen Schwerpunkten ausgerichteten Marktfuhrer, Sie sind gewöhnlich genauer, gehen mehr in die Tiefe und Breite. Wirklich brauchbar sind die Goldmine-Publikationen „COUNTRY & WESTERN RECORD & CD PRICE GUIDE“ (ca. 50 Mark), der „PROMO RECORD & CD GUIDE“ (ca. 55 Mark) und vor allem der „AMERICAN PREMIUM RECORD GUIDE“ (ca. 50 Mark, alle via Musicfarm). Letzterer covert ausschließlich Veröffentlichungen der Jahre 1900 bis 1965, reicht also weit zurück und ist vor allem für Blues-, Jazz- und Folk-Enthusiasten unverzichtbar. Je 4,0
Nicht so gut gelungen ist der „PRICE GUIDE TO ALTERNATIVE RECORDS“ (ca. 50 Mark), wohl weil der Begriff „alternative“ zu gummiartig ist und hier selbst so mainstreamige Acts wie Peter Gabriel und Simply Red darunter subsumiert werden. 2,0
Einmal mehr empfehlenswert ist das „GOLDMINE ANNUAL“ (ca 25 Mark). Die 97er Ausgabe birgt ein mächtig feines Brian-Wilson-Interview, ein Overview über Spaghetti Western Soundtracks und, endlich, einen kompletten Index von Goldmine-Features. 4,5
Mehr für die Augen als für den Kopf bieten die fast 5000 Cover-Abbildungen in „SINGLES & EP’s DER 60er JAHRE“ (ca. 65 Mark), eine Fleißarbeit des Berliners E. Weikert Das Preisraster ist hier sehr grob und schon deshalb meist stimmig. Eine verkable Fundgrube für Singles-Sammler und Sixties-Fetischisten, allerdings mit gewaltigen Lücken: Adam Faith, Billy Fury, Del Shannon, um nur wenige zu nennen. Trotzdem: 4,0
Reine Arbeitshilfen für Profis sind die beiden letzten Bände: „YOU CAN’T JUDGE A BOOK BY LOOKING AT THE COVER“ (Sonnentanz, 78 Mark) von Uwe Husslein ist, wie der Untertitel erklärt, eine „Bibliographie deutschsprachiger Rock- und Popbücher“. Für Bibliophile und Bibliomanen. Gehört in jede Bibliothek. 3,0 „SCHWARZE SEITEN ’97“ ( Kultur Buch Bremen, 18 Mark) ist eine Service-Broschüre für Sammler, ein Leitfaden durch die Plattenläden-Einöde, die Börsen-Gebirge und den Mailorder-DschungeL Nicht übel, nicht komplett. 2,5