DRUGSTORE – White Magic For Lovers :: ROADRUNNER

Wenn es gerecht zuginge in der Welt, dann würden junge, sich unverstanden fühlende Menschen wohl Platten hören wie diese. Aber das tun sie natürlich nicht. Sie bevorzugen Maxi-Singles von Gruppen wie „Nimm das“ oder „Erwischt beim Akt“. An ihren Wänden hängen Poster, die jedem Optimismus, diese Mädchen könnten vielleicht einmal ein Stilgefühl entwickeln, den Boden entziehen. Später mögen sie dann wahrscheinlich Phil Collins und laufen in Brad-Pitt-Filme. Es ist traurig. Die jungen Mädchen wissen gar nicht, daß sie eine Freundin haben. Diese Freundin heißt Isabel Monteiro und ist Sängerin der britischen Band Drugstore. Deren Album „White Magic For Lorers“ ist so etwas wie ein Poesie-Album.

Isabel Monteiro hat die meisten Songs selbst geschrieben. Im letzten Song „The Funeral (But Most Of AU)“ malt sie sich aus, wie es wäre, wenn sie jetzt sterben müßte. Zum Abschied müßte ein Feuerwerk in den Himmel steigen, Rosen sollten rund um das Sterbebett ausgestreut sein – und nach dem Tod müßten die Liebhaber am Sarg greinen und die Verblichene rühmen. Die Keiner-liebt-mich-Phantasien der Pubertät hat sich Isabel Monteiro auch noch weit jenseits der 20 bewahrt. Ihre Songs sind voller Seufzer.

Ein „Spacegirl“ möchte Isabel sein (kein Spice Girl). Sie singt von der Liebe und davon, wie es wäre, wenn es noch einen Gott gäbe. Auf dem ersten Song der Platte sagt sie allen „Hello“: eine Umarmung der ganzen Menschheit Wenn Isabel singt, ist es so, als ob man eine gute Freundin am Telefon hätte. Ja, wenn die Welt gerecht wäre… ein Starschnitt müßte da mindestens drin sein.

Und jetzt noch ein paar sachliche Worte an die Erwachsenen. Isabel Monteiro ist wahrscheinlich eine der besten Songschreiberinnen Englands, und Drugstore können mit elektrischen Gitarren genauso gut umgehen wie mit akustischen. Thom Yorke veredelt den Song „El President“ mit einem beinahe majestätischen Gastauftritt. Nach hinten hin wird „White Magic For Lovers“ dann immer stiller, langsamer, und manchmal scheint die Musik ganz verstummen zu wollen. Was sie zum Glück nie tut. Vielleicht ist die Welt ja doch manchmal gerecht.

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