DVD :: VON BIRGIT FUSS & ARNE WILLANDER

Diverse – Concert For New York City (columbia/smv/sony)

Ignorieren wir mal all die Feuerwehrhelme, die Flaggen und vor allem die hässliche Stars & Stripes-Jacke von Jon Bon Jovi. Abgesehen vom guten Zweck (alle Einnahmen gehen an die Familien der WTC-Opfer) und dem überall zur Schau gestellten Patriotismus ging es ja um Musik an diesem Abend im Madison Square Garden. Paul McCartney hatte eingeladen, und all seine Freunde und Bewunderer kamen. Billy Joel hatte die passendsten Songs und das angenehmste Pathos, The Who rockten eher flau. Melissa Etheridge ersetzte Springsteen mit ihrer eigenen, erstaunlich mitreißenden Vfersion von „Born To Run“. Am schönsten zollten allerdings die Kurzfilme der Stadt Tribut: Woody Allen, Jerry Seinfeld und Kevin Smith zeigten ihr New York, und das kann man – im Gegensatz zu den unsäglichen Auftritten von Adam Sandler, Mark Wahlberg und einigen anderen albernen Prominenten gern mehrmals anschauen. Glücklicherweise gibt einem diese Doppel-DVD die Möglichkeit, nur die musikalischen Beiträge anzuwählen. Am Ende kommt Macca- und singt zwischen „Yesterday“ und „Let It Be“ das frischgeschriebene, im direkten Vergleich sehr verzichtbare „Freedom“. Dann werden noch einmal alle Stars auf die Bühne geholt – zum zweiten „Freedom“. Ein kurzes Finale, aber nach fünf Stunden hat man auch genug. 3,5

dEUS – No More Video (universal/ island/mercury)

Der DVD-Video-Teil ist noch Durchschnitt: zehn Cups, zum Teil mit Bildern aus dem Studio. Wenn man nicht gerade Belgisch versteht, kann man immerhin die Stimmung einsaugen. Den Infbrmations-Overload bekommt man beim DVD-ROM-Teil, der nur aufMac oder PC funktioniert, nicht im normalen Player: Die Geschichte von dEUS wird dort in alle Einzelheiten zerlegt und kann auf vier verschiedene Weisen erlebt werden – je nachdem, wie bequem, geheimnisvoll, mathematisch oder spannend man es haben will. Für Experimentierfreudige. 4,0

Oasis – There And Then (SMV/SONY)

Jetzt auch auf DVD: Ausschnitte von vier legendären Konzerten, in London 1995 und Manchester 1996, 18 Songs, zwei gutgelaunte Gallaghers. Als Bonus gibt es die Videos zu „Roll With It“ und „Acquiesce“ und zwei Audio-Tracks. 3,0

Rage Against The Machine – Rage Against The Machine (SMV/SONY)

Am Ende wollen halt auch die Kommunisten noch ein bisschen Geld machen. RATM bieten auf der DVD, die ihre längst abgeschlossene Zeit mit Zack De La Rocha dokumentiert, immerhin einiges: zehn Live-Aufnahmen und sieben unzensierte Videos, dazu die Texte als Untertitel und des Sängers blutiges Gedicht „Memory OfThe Dead“. Am interessantesten ist die „Leseliste“, die ungefähr fünf Dutzend Bücher aufzählt, die der politisch korrekte Fan kennen sollte. Das reicht von „The Anarchist Cookbook“ über Mailer und Steinbeck bis zu „50 Ways To Fight Censorship“. Spaß ohne Bildung, Musik ohne Botschaft gab es bei Rage Against The Machine eben nie. 3,0

Kiss (ISLAND/DEF JAM/MERCURY)

Dass es bei Gene Simmons immer nur um Geld geht, ist klar. Aber selten wurde es so deutlich wie hier: Das „Exposed“-Video von 1987 wurde einfach auf DVD gebrannt, ohne irgendein Bonusmaterial oder besondere Features. Was man siebt, ist natürlich lustig: Da kommt ein Journalistendarsteller in Paul Stanleys Haus, die Klingel spielt „Rock And Roll All Nite“, überall liegen halbnackte Frauen. Dazwischen läuft ein Butler herum und ein Affe namens Sonny Crockett Es waren eben die 80er Jahre, und Kiss sahen aus wie schlecht geschminkte Prostituierte. Es war nicht ihre beste Zeit. Die Videos und Live-Ausschnitte reichen allerdings von 75 bis ’86, die Qualitätsunterschiede sind entsprechend groß und die Posen bei Klassikern wie „Lick It Up“ und „Uh! ALL Night“ extrem unterhaltsam. Am Ende ist man schon froh, dass heute wieder Masken-Make-up getragen wird – das verdeckt doch einiges. 2,0

Uinder The Covers – Rock’n’Roll In L.A. In The 60s – 70s (LIGHTYEAR)

Zwei Hippies auf sentimentaler Reise: Der Fotograf Henry Diltz und der Grafiker Gary Bürden besuchen noch einmal die Orte, an denen sie in der goldenen Zeit der Westcoast-Musik die Aufnahmen für Plattencover machten. Bei Mama Cass liefen Ende der Sechziger alle Fäden zusammen: Auf ihrem Anwesen trafen sich Crosby, Stills äC Nash und sangen engelsgleich, und auch Joni Mitchell, deren JBiue“ die beiden Künstler gestalteten, gehörte zum Ensemble. Für Jackson Browne entdeckten sie das „Saturate BefOre Using“-Motiv, das auf einen Wassersack an einer Wüstentankstelle zurückgeht und Brownes Debüt-LP den gar nicht beabsichtigten Titel gab, für die Doors inszenierten sie JMorrison Hotel“, mit Jimmy Webb stürzten sie beim Segelfliegen ab. Diltz und Bürden, nicht uneitel und ganz schön gesprächig, besuchen Browne, Crosby, Stills, Nash und natürlich Manzarek, und sie erinnern sich an die unschuldigen Tage, die bei allen auch den kreativen Gipfel bedeuteten. Die sonnigen Eagles Don Henley und Glenn Frey denken an die peinliche Western-Kostümierung von „Desperados“ zurück: Damals, glaubt Frey, hätte es niemand verstanden, aber die Geschichte habe ihm Recht gegeben. 3,0

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