DVD :: von Birgit Fuß & Arne Willander

Neil Young – Rust Never Sleeps (Sanctuary)

So großartig wurden Neil-Young-Konzerte nie mehr, obwohl sehr viele sehr großartig waren. Dieses hier, 1978 in San Francisco aufgenommen, hat alles, was den alten, damals aber noch recht jungen Büffel so einzigartig macht: Zuerst sitzt er da und singt „Sugar Mountain“ und „I Am A Child“, und die Hippie-Lyrik ist gar nicht peinlich. Die Stimme zerreißt einem das Herz. Dauernd laufen Kapuzenmänner durchs Bild und bauen auf und ab, und ich wüsste heute noch nicht, dass das Comedy-Einlagen sind, wenn man es mir nicht gesagt hätte. Irgendwann kommen Crazy Horse und schaffen diesen Sound, der so unvergleichlich dröhnt und jeden ehrgeizigen Gitarrenschüler, der „richtig“ spielen will, fertigmachen muss. Man weiß nicht, wie sie es machen, aber „Pancho“ Sampedro sieht so entspannt dabei aus, wie es Gitarristen normalerweise nie sind. „Cortez“ killt, „Like A Hurricane“ bläst einen um. Nach zwei Stunden ist alles vorbei, aber die Welt nicht mehr ganz dieselbe. Ein Glück. 5,0

The Strokes – Is This It (Bonus-DVD) (RCA/BMG)

Achtung, dies ist keine DVD mit 90 Minuten Laufzeit, Making-of, Backstage-Impressionen, Konzertausschnitten, Videos, Interviews mit Eltern und Schulfreunden, Catering-Bilderbögen und Selbsteinschätzungen des Clip-Regisseurs. Auch fehlen eine Diskografie und Lebenstafeln, „Is This It“ enthält neben der bekannten und beliebten Platte genau fünf Videoclips, und das sind genau fünf gute Gründe, weshalb Sie „Is This It“ mit Bonus-DVD kaufen werden. Erstens „Last Nite“, ein makelloser Strokes-Studio-Auftritt im Siebziger-Jahre-Design mit Glühbirnchen und abgefahrenen Klamotten. Casablancas wirft nach wenigen Sekunden unmotiviert den Mikrofonständer über die Schulter. Zweitens „Hard To Explain“, Bildermüll aus Raumfahrt, Biologie und Forschung, dazu Phänotypismus der 70er Jahre (Geschlechtsverkehr im Fahrstuhl, dazwischen die Stockwerke). Drittens „Someday“, die glücklichen Tage der Jugend und ein Ouiz-Auftritt gegen die alten Jungs von Guided By Voices, die gar nicht cool, aber trotzdem mit den Strokes befreundet sind. Viertens und fünftens zwei Songs aus einer uns bisher vorenthaltenen MTV 2-Sendung. Wieder Disco-Ambiente, die Strokes spielen »New York City Cops“ und „The Modern Age“. Lässig, selbstverliebt, somnambul. 4,0

Deep Purple – Concerto For Group And Orchestra (Harvest/EMI)

Damals war das ja noch etwas Besonderes: eine Hardrockband gemeinsam mit einem Symphonieorchester. 1969 erfanden Deep Purple diese unheilige Allianz, aber sie ersparten uns dankenswerterweise ihre eigenen Songs im Klassikgewand. Stattdessen komponierte Jon Lord eigens ein Concerto, dessen Entstehung er hier ausführlichst kommentiert. 3,5

Soft Cell – Live In Milan (Eagle Vision)

Kaum zu glauben, dass Marc Almond und Dave Ball fast 20 Jahre getrennt waren. Auf der Bühne und im Interview wirken die beiden vertrauter denn je. Bei der Reunion-Tour im vergangenen Jahr konzentrierten sich Soft Cell auf ihre größten Hits, ohne sie bloß routiniert abzuspulen. Dass „Tainted „Love“ Almond längst langweilt, ließ er sich jedenfalls nicht anmerken. Und singen kann er immer noch. Bloß das Styling gilt es zu überdenken. 3,0

Tom Jones – Live At Cardiff Castle (Warner Vision)

Der „Tiger“ ist begeistert. Von Cardiff, von seiner eigenen Stimme und am allermeisten davon, dass er immer noch vor Tausenden von Fans spielen darf. Supersache. Dass es dabei nicht um musikalische Meisterleistungen geht, ist klar. Die Bigband spielt so langweilig, wie sie aussieht Die walisischen Untertitel sind unterhaltsamer als die Show. Aber Tom Jones schont sich nicht: 37 Karrierejahre werden abgehakt, von „Delilah“ bis zu all unsäglichen Coverversionen wie „Never Tear Us Apart“. 3,0

Nickelback – Live At Home (Roadrunner )

So sieht die perfekte Live-DVD aus: Makelloses Konzert, bei dem der größte Hit („How You Remind Me“) mal etwas anders, nämlich halb-akustisch gespielt wird. Backstage-Aufnahmen, die den Bandchef beim Klampfen und Sinnieren zeigen. Bonus-Videoclips plus Making-of. Gut gemacht, das alles und gnadenlos langweilig, leider. 2,0

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