Echobelly: Einmal Leben und zurück
Jaja, die britische Musik-Presse. Ja doch, sie neigt zur Übertreibung und Völlerei. Das ist bekannt, und folglich sollte man sich vor diesem Gemeinplatz hüten. Weiter bringt uns das nicht. Oder doch? Was soll man davon halten, wenn Echobellys Sängerin Sonya Aurora Madan dort derart Erwähnung findet: „Eine Sängerin, für die jede andere Band töten würde“? Man sollte den Hut ziehen vor dem Humor der britischen Presse. Die meinen das ja gar nicht wirklich so. Die ins Absurde abdriftende Begeisterung aber wollen wir ohne Abstriche teilen: Diese Sängerin ist schlicht und einfach Gold wert. Und für Gold wird auch getötet. Immer schon, auch hierzulande. Vom Tod aber direkt zum Leben. Dorthin, wo es tobt, wo es in seinem ganzen Wahn- und Aberwitz dokumentiert und am Ende gar in Frage gestellt wird. Die Songs von Echobelly decken dieses Spektrum mühelos ab. Zwischen resignierenden Ruhigtönern und haltlosen Popschnellzügen musizieren sie sich schlicht um ihr Leben. Aber sie tun es freiwillig. Dieser Sound fegt das Laub von der Seele. Können Gitarren orgeln? Hier können sie. Und: Sie dürfen es auch. Zuweilen singt Frau Madan regelrecht gegen ihre Band an, weil sie unbedingt etwas sagen möchte. Über schnelle Autos etwa (dann fahren die Gitarren zur Hölle), über die Liebe oder auch, voller Nachdruck die Selbstdefinition von Echobelly vertonend: „Fuck the consecjuences and have some fun.“ Mit einer Konsequenz aber muß diese Band leben: Nachdem sie das Provisorische ihres Debütalbums JEveryone’s Got One“ in Richtung Professionalität umbiegen konnten, lieben wir sie nun endgültig und werden „Ott“ nicht mehr hergeben. Nicht in diesem Leben.