Eels – Souliacker
Da war eine Renovierung fällig: Mit ihrem letzten Album, „Daisies Of The Galaxy’% hatte Mark Oliver Everett alias E samt seiner Mitmusikanten das Ding mit dem Tod vorläufig abgeschlossen und die eigene musikalische Ausdrucksweise zur bis dato reifsten Aufführung gebracht – drei Alben lang hatte man Everett zuschauen können, wie er aus dem in den ersten Tagen gewebten Kokon der Post-Grunge-Attitüde echte Liedkunst schälte und am Ende bisweilen gar mit Randy Newman und anderen Gewaltigen verglichen werden durfte, ohne dass man die offenkundige Übertreibung arg zu inflationär fand. Jetzt soll Schluss sein mit dem Gegreine über Krebs, Verlust und Beerdigungen: „I spent so many days/Just staring at the haze/ 1 think that that’s a book that I don’t have to write again“, singt Everett auf dem neuen Album „Souljacker“ und will also für den Moment das Pendel in Richtung Hoffnung ausschlagen lassen.
Wer sich nun losreißt von den furchtbaren Banden der Vergangenheit, der setzt größere Energien frei, und entsprechend wird auf „Souljacker“ nicht selten ordentlich gerockt. Mal mit reinem Glam-Verweis, wie bei dem Opener „Dog Faced Boy“, öfter noch mit dem alten eklektischen Elan, wie bei „That’s Not Really Funny“, immer aber mit dem Willen, die überspannte Introversion der letzten Jahre ein bisschen sein zu lassen. Nicht mehr als ein bisschen, sicher; Everett muss schreiben, was ihm auf der Seele liegt, und folglich ist sie immer noch allgegenwärtig, diese fragile Balance aus Hoffnung und Depression, die miteinander zu versöhnen das Lebenswerk des vom Schicksal arg gebeutelten Sängers ist. Das gelingt in dem simplen Stillleben „Woman Driving, Man Sleeping“ oder dem orchestralen Fragment „Fresh Feeling“, in dem sich die Eels einmal mehr selbst sampeln. Das kennt man nun leider zur Genüge.
Dass sich auch solch alte Emphasen in ein frisches Gefühl hüllen, ist nun womöglich nicht Everetts Verdienst allein: Für die Aufnahmen zu „Souljacker“ luden die Eels den britischen Multi-Instrumentalisten, ewigen Sideman und Polly-Harvey-Intinius John Parish an die Seite, und dessen potenter Eingriff bringt der Elegie der Eels das Tanzen bei. Das Tanzen am Abgrund.