Ein Serbe erobert die Welt :: Das Jahr 2008 hat die Gattung Game nicht nach vorne gebracht. Alte Helden kamen nur in neuen prächtigen Verpackungen daher

Dass ausgerechnet Serbien von diesem Games-Jahr am meisten profitieren sollte, konnte man nicht ahnen. War aber so. Schließlich kommt der Held 2008, Niko Bellic, aus jenem Land, das zuletzt nicht eben konsensfähige Persönlichkeiten wie Slobodan Milosevic oder Marko Pantelic hervorbrachte. Obwohl Niko Bellic alles andere als ein Saubermann ist, hat er im vierten Teil der wundervollen „Grand Theft Auto“-Serie die Sympathien der Gamer errungen. Als Gangster prügelt und schießt er sich durch Liberty City (eine malerische New-York-Groteske), dass es eine Freude ist. In diese Welt versinkt man gern. Selten waren sich Käufer und Kritiker so einig, dass hier ein großes Werk vorliegt. Eindeutiger kann man sich den Titel „Spiel des Jahres“ nicht verdienen.

Richtig neu war „GTA 4“ nun freilich nicht, nur opulenter als die Vorgänger. Und das ist das Deprimierende an 2008. Fast alles was einem an Höhepunkten einfällt, basiert auf Altbewährtem – sei es das epische „Metal Gear Solid 4“ um den alternden Snake, das Weltkriegs-Drama „Far Cry 2“ oder selbst das stimmungsreiche „Assassins Greed“. Es sah alles nur besser und schöner aus.

Wie schon in den vergangenen Jahren stagniert die Branche. Erfolgreiche Marken werden gepflegt, für Neues kaum Geld ausgegeben. Und wenn doch, dann mit traurigem Ergebnis.

Die als innovativ gepriesenen Titel, wie das Aufbauspiel „Spore“ oder das Neo-Jump’n’Run „Little Big Planet“, entpuppten sich bei genauerem Hinsehen als müde Genre-Beiträge, die mangelnde Tiefe durch „Kreativität des Nutzers“ wettzumachen versuchten. Der Schwindel flog spätestens nach zwei Stunden Spielzeit auf. Wirklich erstaunliche Querschläger wie das minimalistische Knobelwunder „Echochrome“ waren die Ausnahme. Von Massentauglichkeit konnte hier allerdings keine Rede sein.

Und auch der Ausblick auf 2009 verheißt nur wenig Innovation. Passiert nichts Außergewöhnliches, dürfte das Frühjahr dem Historien-Epos „Empire“ gehören – dem bereits vierten Teil der legendären „Total War“-Reihe. Der Rest wird sich auf den Spielemessen im August zeigen, wo ohnehin die spannenendsten des Jahres ausgetragen werden. Die große Frage: Gelingt es der Leipziger „Games Convention“, auch ohne die großen Spiele-Hersteller der neu gegründeten Kölner „GamesCom“ das Wasser zu reichen? Oder sie gar wieder zu verdrängen? Oder vernichten sich gar beide? Vor allem Letzteres wäre ein interessantes Szenario. Dann müssten die Gamer eine andere Pilgerstätte finden. Man könnte es ja mal irgendwo in Serbien versuchen.

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