Elliott Smith – Fiqure 8 :: Beatles-Harmonien und ausgefeilte Arrangements auf dem fünften Album
Die Schublade „Singer/Songwriter“ mag er nicht, natürlich wegen der drei großen Bs, die damit seit (un-)seligen Seventies verknüpft werden: Bauchnabel, Bekennertum, Botschaft. Doch genau genommen ist Elliott Smith das im eigentlichen Sinne: einer, der Songs schreibt und die dann mit diesem irritierend zarten Timbre singt – Songs zumal, die bei aller oft verblüffenden Zugänglichkeit so idiosynkratisch wirken, dass sie sich einer anderen Interpretation zu entziehen scheinen. Einer auch, der Intuition über Konzept stellt, Gefühl über Stil, Träume als kathartisches Moment über deren psychologisierende Deutung.
Fragte sich nur, wie so einer weitermachen kann und will nach all dem Hype, der nach der Oscar-Nominierung für „Miss Misery“ und den Elogen für das letzte Album „XO“ über ihn hereinbrach. Zieht er sich auf die Skizzen des Frühwerks zurück? Wird er größenwahnsinnig? Weder noch. Vermutlich hat sich Elliott Smith diese Frage nämlich gar nicht gestellt Sondern einfach weitergemacht, an einem neuen Domizil (dem er mit „LA“ sogleich huldigt), aber mit den bewährten Produzenten (Tom Rothrock und Rob Schnapf). So schöpfen sie gemeinsam weiter aus dem Vollen (Streicher, Chöre, Orgel), ohne den Blick für die akustischen Zwischenräume zu verlieren. Ja, es ist gerade der Sinn für Dynamik, für die zwingend ineinandergreifende Sequenz, der „Figure 8“ mit immerhin 16 Songs zu einem dauerhaft lohnenden Hör-Trip macht – natürlich wieder in den Spuren aller relevanten Verdächtigen, die mit B beginnen. Wozu nun allerdings auch einer mit Vornamen Johann Sebastian gezählt werden darf, der in Saloon-Manier wieder aufersteht, höre „In The Lost And Found (Honky Bach)“. Wir erinnern uns: Smith lernte auch mal Debussy. Intim geht es auch zu, aber nie bloß privat Der leise verzweifelten Abschiedsnote „Everything Reminds Me Of Her“ lässt Smith gleich die süße Depression von „Everything Means Nothing Tb Me“ folgen, später zerfließt die Ode an „Pretty Mary K“ in „I Better Be Quiet Now“. Das können wir ja nicht wollen.