Elvis Costello :: Singles: Das Triptychon,der heilige Gral: drei Boxen mit 45s

Wer rechtzeitig „angespart“ (Franz Schöler) hat, ist jetzt fein raus. Die drei Schuber mit Costello-Singles sind freilich eher von ewigem als von Gebrauchswert, sie taugen zum Hinstellen und Prahlen und als Gedächtnisstütze für den alternden Fan, der im Veröffentlichungsdschungel des Arbeitswütigen den Überblick verloren hat. Feinde des Komplettheits- und Kompaktverwahrungsgedankens hüten vermutlich ihre Erstausgaben von „Less Than Zero“, „Alison“ und „Oliver’s Army“ und stehen noch immer auf, um die Scheibe umzudrehen, woraufhin nicht viel schlechtere Songs erklingen. „Radio Sweetheart“, „Welcome To The Working Week“, „My Funny Valentine“. Heute entfallt das Umdrehen, denn die so genannten Replicas enthalten beide (oder alle vier) Stücke auf einer CD.

Altertümlern rufe ich, nun bekehrt, euphorisch zu: Schafft eine, zwei, viele Boxen! Denn wie sonst wäre Costellos Schaffensdrang, sein Geltungsbedürfnis und seine Bildungssucht besser erfahrbar als im Rahmen eines solchen Sorglosprogramms? Schuber 1 enthält das Frühwerk bis „I Can’t Stand Up For Falling Down“, Schuber 2 beginnt mit „High Fidelity“ und endet mit, ,Pills And Soap“, Schuber 3 umfasst die Singles von „Everyday I Write The Box“ bis „A Town Called Nothing“, einer obskuren Single nach „Blood & Chocolate“ 1986.

Danach begannen die so genannten Warner-Jahre, die mit „Veronica“ gleich eine McCartney-Koproduktion brachten, Elvis‘ vielleicht letzten ernsthaften Versuch vor der Schnulze „She“, noch einmal die Charts zu erreichen. Nach „Accidents Will Happen“ war eigentlich Schluss mit solchen Ambitionen, obwohl später sogar „Pills And Soap“ noch eine Platzierung bekam.

War Costellos Auswahl von bis zu drei Songs je Album lange realistisch, wenn auch nicht aussichtsreich, so wurde sie schließlich erfreulich radikal und rücksichtslos: „Tokyo Storm Warning“ und „I Want You“, zwei seiner famosesten und exzentrischsten Stücke, koppelte er kaltblütig aus, noch dazu mit „Black Sails In The Sunset“ und dem unschlagbaren „I Hope Your’re Happy Now“ hinten drauf. Und das in den Achtzigern.

Heute knödelt Elvis Costello ranzige Charlie-Chaplin-Nummern und Heiter-Besinnliches zur Liebe. Mild, nicht mürb geworden. Damals war er sogar mal König von Amerika.

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