Elvis Costello :: Trust. Punch The Clock. Get Happy!!
Editorisch sind diese neuen Ausgaben der Costello-LPs ohne Beispiel, insbesondere die des Frühwerks auf Demon (inhaltlich natürlich sowieso!). Bei der jüngsten Triole – die Jahre 1980 bis 1983, ohne „Imperial Bedroom“ und „Almost Blue“ werden ganze Archive ausgeleert: 30 Tracks auf der zusätzlichen CD von „Get Happy!!“, derer 17 bei „Trust“ und 26 bei „Clock“. Die sorgfältigen, ja pedantischen Liner Notes von Costello widersprechen zwar dem Pop-Geist dieser wunderbaren Alben, gehören aber zum Konzept der gesamten gigantischen Serie und lassen kaum blinde Flecken in der Erfassung dieses famosen Werks.
Das niemals unangestrengter und genialischer war als in jenen Jahren, als Costello jede Bestenliste im Handstreich nahm, immerhin auch die britischen LP-Charts eroberte und einmal gar die Krone des „New Musical Express“ (für „Punch The Clock“).
„Get Happy!!“ (5,0, aber hallo!) ist Elvis‘ Stax-Album, und wenn es je eine Platte aus einem Guss gab, dann ist es diese. 20 Stücke umfasst sie, und die Attractions orgeln und klimpern und wummern hier wie wild gewordene Adepten von Booker T. & The MG’s. Bloß mit besseren Songs: Ach, wenn Elvis sich nölend und heiser in die Refrains von „Possession“, „The Imposter“, „Men Called Uncle“, „High Fidelity“ und „Riot Act“ stürzt! Der absolute Groove – und immer ein bisschen englische Kirmes. Die Bonus-Tracks sind zum guten Teil Demos, Alternativ- und Live-Versionen der Stücke, einige nehmen „Trust“ vorweg, und wenige blieben dem Licht der Öffentlichkeit bisher komplett verborgen: „Dr. Luther’s Assistant“ etwa. Aber Costellos Selbstkontrolle war damals verdammt unbestechlich.
„Trust“(knapp: 5,0) ist, wie man aus Costello-Burschenschaften hört, letzthin erheblich in der Gunst gestiegen. Ohne Frage natürlich eine erstklassige Pub-Rock-Platte – wie auch anders, da Nick Löwe sie produzierte und inspirierte? Die Attractions geben sich konservativ und rustikal, und angesichts von „New Lace Sleeves“ und, .Fish ’n* Chip Paper“ kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Elvis hier Hausbackenes feiern und mal wieder die großbauchige Gitarre herausholen wollte. Alles ein wenig mokant und raubauzig. Wenige Ausblicke auf Jmpenal Bedroom“ übrigens im B-Teil, was Wunder. „Punch The Clock“ „(5,0) halte ich für Costellos größte Leistung überhaupt, und ich begründe das sofort mit den Songs, mit den Bläsern und den Chören, mit dem einzigartigen Pop-Bravado, mit Chet Bakers Solo im ohnehin berückenden „Shipbuilding“, mit der Geschmeidigkeit und Brillanz von „Every Day I Write The Book“, „The Greatest Thing“, „The Element Within Her“, „TKO“, „Charm School“ und „The Invisible Man“. Schon damals waren Pop-Platten leider nie so wie diese, obwohl die anderen Arbeiten von Clive Langer und Alan Winstanley ihnen wenigstens ähnelten.
Heute mäkelt der Künstler an seiner Platte herum. Die Demos geben Einblicke, wie die Stücke im Rohzustand angelegt waren. Elvis mag weise geworden sein, aber manchmal sollte er die Klappe halten.