Elvis Presley – Aloha From Hawaii/ 68 Comeback Special

Die „Special Editions“ dieser Auftritte sind insofern speziell, als sie auf rund 90 Minuten, also das eigentliche Konzert (und ein paar zusätzliche Schnipsel) reduziert wurden. Die „Deluxe Editions“, vor geraumer Zeit erschienen, bieten vier Stunden – wenn auch oft redundantes oder marginales – Material. Für den sogenannten schmalen Geldbeutel sind die Schrumpfversionen aber Schnäppchen: Wir sehen Elvis 1968, auf der Höhe seiner Kunst, wie er alle um den Finger wickelt, nicht zuletzt im Rapport mit seinen Musikern bei der akustischen „Sitz-Session“. Geistesgegenwärtig befehligt er die Virtuosen und erzählt Ankedoten, die vor die Bühne bestellten Frauen greifen nach dem bildschönen Ledermann. Elvis war 32 Jahre alt.

1973, bei der Satelliten-Übertragung von Hawaii (die von NBC in den USA erst Monate später gezeigt wurde), sehen wir den beginnenden Verfall. Jetzt trägt Elvis bereits sein Glitzerkostüm mit Umhang und Champion-Gürtel, die Haare reichen über den Nacken; die Koteletten wuchern, das Gesicht eine Marzipanskulptur. Die Sweet Inspirations trällern, das Orchester spielt dezent im Hintregrund, James Burton, Ron Tutt und Jerry Scheff stellen ihre unnachamliche Kunst in den Dienst der Majestät. Ein Glas Wasser wird angereicht, Elvis murmelt mechanisch „You’re a fantastic audience“, beiläufig benetzt er die Taschentücher aus dem Publikum mit Schweiß, reicht sie zurück. Aloha-Girlanden und Seidentücher nimmt Elvis entgegen, verschenkt sie wieder, lässt sich weitere umhängen. Vieles wird nur angesungen, vernuschelt, als Zitat angedeutet. „Something“ und „My Way“ wirken routiniert, zwischendurch gibt es kurz „Hound Dog“, „Johnny B. Goode“, „Long Tall Sally“, doch der Rock’n’Roll ist nur noch Spurenelement. „What Now My Love“ läutet die emotionale Klimax ein: „Welcome To My World“, „Suspicious Minds“. Mickey Newburys „An American Trilogy“, ein Favorit der späten Elvis-Jahre, und schließlich „Can’t Help Falling In Love“. Umhang, gekniete Karate-Pose und Abgang. Elvis 68 war ein Triumph, Elvis 73 die Audienz eines entrückten Monarchen. Beides unvergesslich.

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