Embrace – Out Of Nothing
Goldig. Wie die Fünf auf dem Cover „den Kreis“ machen. Arme auf Schultern, verschworene Gemeinschaft, jetzt, Jungs, noch mal alles auf eine Karte, wir schaffen das. Geht ja auch um einiges. Das vierte Album, beim neuen Label, ist für die Gruppe aus Huddersfield/West Yorkshire die letzte Chance für den Aufstieg in die Elite-Liga des Britpop. 1998 war die Formation um Danny und Richard McNamara unter Fanfarenstößen der Weeklies auf der Szene erschienen. Brit-Award für die „beste neue Band“. Die Gallaghers wirkten müde, Radiohead nach „OK“ auf der Suche, The Verve schon nach einem Hit-Album fertig mit der Welt – Da war also der Thron des Lad-Rock vakant. Und die Nordbriten bewarben sich mit bittersüßen Elegien a la Ashcroft und donnernden Oasis-Gitarren. „The Good Will Out“ ging zu Hause sofort auf Eins, mit der Krönung wurde es trotzdem nichts. Warum? Tja.
Zwei schwächere Alben, Wechsel der Company. Mit angeblich 500 Songs und Fragmenten gingen Embrace im Dezember ’03 ins Studio – mit The Verve-Produzent Youth. Eine Erfahrung, über die Danny danach Sätze sagen wird wie: „Ich glaube, ich bin als Mensch gewachsen“ und „Ich habe mein Ego am Eingang abgegeben“. Es muss das pure Grauen gewesen sein. Der Mann am Pult polterte den Sänger immer wieder an: „Mehr Soul, Mann! Du singst ja total falsch! Noch mal von vorne!“ Und, und jetzt kommen wir zum traurigen Darum, Youth hatte leider Recht. War sogar, wie das Endprodukt beweist, zu nachgiebig mit dem Vokalisten. Danny kann nicht singen, noch immer nicht. Jetzt ist es raus.
Sein Organ hat keine Tiefe, keine Wärme, es nölt und näselt. Nie ist der Mann am Mikro in der Lage, leere Räume in den Kompositionen zumindest emotional aufzuladen. Davon gibt es viele. Im ermüdenden Hin und Her zwischen intensiv gemeintem, schlaffem Pathos, gern zu Pianoklängen, und hymnisch krachender Pose finden sich Platitüden scharenweise ein. Überdies bewegen sich die Songs mit oft gehörten Pop-Phrasen nur knapp diesseits der Kupfermarke. Verzweifelt und erfolglos gesucht: Ideen jenseits der Standards und Konventionen. Alles ist Oberfläche, fadenscheinige Prätention. Das Quintett möchte nach der McNamara-Doktrin mit Coldplay (die die Single „Gravity“ herschenkten), Travis und natürlich Radiohead in Augenhöhe konkurrieren. Es reicht nicht mal für die Relegation.