Emmylou Harris :: Hard Bargain
Unvergleichliche Stimme, leider verzichtbare Country-Songs
Vor Majestätsbeleidigungen sollte man sich hüten. Emmylou Harris – der Enya der Country- und Westernmusik – gebührt zweifellos der Rang einer Majestät, wandelt sie immerhin seit mehr als vier Jahrzehnten durch die mal tiefen, mal seichten Gefilde dieses Genres. Ihre jenseitige Stimme lieh sie regelmäßig jüngeren Kollegen wie Ryan Adams oder Conor Oberst und profitierte im Gegenzug von deren Kompositionskünsten.
Diesmal ist es Ron Sexsmith. Dessen „Hard Bargain“ muss gleich als Titelsong herhalten, doch offenbart sich darin auch eine eklatante Schwäche des Albums. Die Coverversionen – seit den Tagen als Muse des seligen Gram Parsons Harris‘ wichtigstes Steckenpferd – sind hier alles andere als zwingend. Ein einziger Ton ihrer Interpretation von Lennon/McCartneys „Here, There And Everywhere“ oder Paul Simons „The Boxer“ wiegt die hier versammelten Cover auf.
Die elf Stücke, die Harris selbst zu verantworten hat, lassen erahnen, warum sie mit dem Songwriting erst im fortgeschrittenen Alter begonnen hat – die Selbstzweifel waren angebracht. Stumpf rockt es durch „New Orleans“. In „Goodnight Old World“ und „The Ship On His Arm“ wird es derart heimelig und esoterisch, dass man den Duft von Räucherstäbchen zu erahnen glaubt. Aber was bleibt, ist dann doch nur kalter Rauch.
Harris‘ unvergleichliche Stimme – sie wird auch auf „Hard Bargain“ wieder Menschen älteren Jahrgangs zu Tränen rühren; jüngere Generationen werden dagegen ein Gähnen nicht unterdrücken können.