Emmylou Harris :: Red Dirt Girl

Mit den eigenen, gar nicht schmutzigen Song ist Emmylou glücklos

Ein Songwriter, der mal kreativ Luft schnappen, die Bürde der Autorenschaft mal ablegen will, hat es relativ leicht. Er macht einfach ein Cover Album. Frag mal nach bei k. d. lang („Drag“). Doch was macht eine, die ihren Status zuvorderst ihrer Kunst als Interpretin verdankt? Na, Songs schreiben halt. Nicht, dass Emmylou Harris das noch nie getan hätte. „The Ballad Of Sally Rose“, ihr mit (Ex-)Gatte Paul Kennerley kreiertes Konzeptalbum, wucherte Mitte der 80er Jahre mit autobiografischen Pfunden. Auf „Western Wall“, dem 99er-Album mit Linda Ronstadt, gehörte ihr mystisches „Raise The Dead“ nicht zu den schlechteren Beiträgen – und „Sweet Spot“, eine Kollaboration mit Jill Cunniff (Ex-Luscious Jackson), verwehte gar eine Brise, huch!, Sex.

Dieses „Red Dirt Girl“ aber bleibt auch im weiteren Sinne – leider ziemlich unsexy. Mit „Wrecking Ball“ hatte Harris vor fünf Jahren einen neuen Weg eingeschlagen. Diesen wollte sie jetzt weiterbeschreiten, ohne sich einfach zu wiederholen. Ergo mussten eigene Songs her. Das Ergebnis ist eben der leicht schwachbrüstige son of „Wrecking Ball“, den sie eigentlich vermeiden wollte. Daniel Lanois gab den Stab an seinen gelehrigen Schüler Malcolm Burn weiter – und so ist der Sound prinzipiell derselbe geblieben, jene akustische Alchemie, die manche pauschal als prätenziösen Klang-Kleister verdammen und andere als Offenbarung aus der Tiefe des Raumes rühmen.

Ich höre hier zu viele unter insgesamt zwölf Songs, deren Konturen zu nebulös bleiben, als dass sie sich noch in geweiteten Klangwelten verlieren könnten. Auf „Wrecking Ball“ hatte Harris Material von Dylan und Neil Young und interpretierte zumal Dave Olneys „Deeper Well“ mit einer dunklen Präsenz, als sei dieser Song erst hier richtig geboren worden. Auf solche Momente der Elevation wartet man hier doch vergebens. Gewiss: Bruce Springsteen und Gattin Patti Scialfa schummern schön dahin in den waidwunden Harmonies von „Tragedy“, „Hour Of Gold“ schimmert erhaben, „Bang The Drum Slowly rührt elegisch ans Herz, Dave Matthews pflückt als Duett-Partner eine hübsche Rose für „My Antonia“. Doch insgesamt verstärken Ambiente und Ambitionen Harris‘ Hang zum Sakralen, der eigentlich geerdet gehört. Nein, dieses Mädchen hat nicht im roten Schmutz gewühlt Leider nicht.

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