Erweckung im Schlaf – Zwischen Teufelsmusik und Bibeltreue: eine Zitatensammlung zeigt Cliff Richard als wandelnden Widerspruch
Die Blondine Carol Costa war gebaut wie Brigitte Bardot: Wespentaille, Balkon, Schmollmund. Den Sex mit Cliff beschreibt sie als einmalig. Im doppelten Sinn. Zu weiteren Intimitäten kam es nicht, weil sich Carols Freund, Shadows-Bassist Jet Harris, nicht mehr auf die Musik konzentrieren konnte, „solange Cliff mit Carol herummachte“. Auch Jackie Irving, die später Adam Faith ehelichte, weiß nur von einer kurzen Affäre zu berichten. In der Öffentlichkeit hielt sich der Mädchenschwarm bedeckt. Maler David Hockney betitelte sein Porträt des Sängers „Boy Doll“. die Presse warf periodisch die Frage auf, warum Richards Interesse am schönen Geschlecht so merkwürdig gering und sprunghaft sei. Steve Turner überlässt in seinem Band „The Bachelor Boy“ solche Spekulationen Dritten. Seine „oral history“ der britischen Pop-Institution reiht hunderte von Aussagen aneinander, etliche davon immerhin von Richard selbst. Der sich dem lieben Gott 1966 im Schlaf übereignete, fortan zahlreiche musikalische Sünden beging, gleichwohl mit sich hadernd, etwa im Song „Why Should The Devil Have All The Good Music?“. Der seinen Durchbruch in Amerika zehn Jahre später ausgerechnet „Devil Woman“ verdankte. Und seine Single „Honky Tonk Angels“ eilends aus dem verkehr ziehen ließ, als er erfuhr, dass er damit käuflicher Lust Vorschub geleistet hatte. (Carlton, ca. 35 Euro)