Erykah Badu – New Amerykah Part One :: Kraftvolle Momentaufnahmen, jetzt vor allem im HipHop-Gewand

Zuletzt hatte Erykah Badu, wie sie selbst sagte, eigentlich nichts zu sagen und konnte mit „Worldwide Underground“ (2003) doch noch ein Album mit teils sagenhaften Sounds vorlegen. Jetzt legen schon ein Blick auf die stilisierte Haarpracht des Covers und der martialische Titel eine rappelvolle Agenda nahe, und dies ist erst der erste Teil, also nur der Anfang.

Nach der breitbeinig-bizarren Ouvertüre „Amerykahn Promise“, die waschechten Blaxploitation-Funk mit einer markt‘ schreierischen Parodie auf die Verheißungen des American Dream versetzt (und Vibrafon-Legende Roy Avers als Co-Autor ausweist), vollzieht die 37-jährige Texanerin auf ihrem vierten Studioalbum ihre Hinwendung zumHip-Hop. Den sie in der Slow-Mo-Hommage „The Healer“ denn auch gleich kräftig überhöht und mystifiziert. Das mag grundsätzlich bedenklich und historisch vielleicht sogar falsch sein, es entspricht aber auch dem Enthusiasmus und der Neugier, die sie hier als Künstlerin dem Genre entgegenbringt, unterstützt von Fachkräften wie Madlib, Sa-Ra und Shafik Husain. Verharrt „My People“ dabei noch im rein Atmosphärischen, driftet „Twinkle“ schon an experimentellen Rändern. So gelingen der Badu mit dem minimalistischen, superb geraspelten „Soldier“ und der dunklen Drogen-Odyssee „The Cell“ kraftvolle Momentaufnahmen des (nicht nur) schwarzen Amerika im letzten Jahr seines aktuellen Herrn.

„That Hump“ variiert das Thema auf Neo-Soul-Terrain (und mit einer musikalischen Wende mitten im Song, die durchaus typisch ist für dieses Album). Die alte Baduizm-Badu bleibt greifbar vor allem im zweiten Teil des Funk-Jams „Master Teacher“ und in „Telephone“, einem innigen Nachruf auf den Produzenten Dilla, produziert von ihren langjährigen Begleitern James Poyser und Ahmir Thompson.

Sehr relaxt und hübsch selbstironisch bekennt sie in „Me“ zu gedämpftem Gebläse, sie würde sich selbst wählen (wenn sie sich nicht gerade in der Liebe verwählt). Damit wir das auch tun, hängt sie hier eine wundervoll spinnerte Kinderlied-Coda dran. Und ganz an den Schluss von „New Amerykah Part One“ noch diese nette Frage: „I need to know if you’re feelin me, can you stick your pinky finger in my tea?“ Der Track heißt „Honey“, ist hier hidden und vergleichsweise konventioneller, akustischer Midtempo-Sex. Ist ja auch nur die Single eines Albums, das wieder viel zu sagen hat.

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