Escapologists – In Free Motion
Der Hans Dampf in allen Gassen Nottinghams heißt Neil Wells. Dem Workaholic reicht es nicht, bei Savoy Grand den Bass zu zupfen und die Trompete zu blasen oder bei Seachange so ziemlich alle Instrumente zu bedienen, die er in die Finger bekommen kann. Er ist auch noch Sänger und Bassist der Escapologists, die mit „In Free Motion“ bislang exklusiv in Deutschland ihr Debüt veröffentlichen. Doch auch wenn Wells, Gitarrist Peter Fletcher und Schlagzeuger Jorge Lerda auf dem Album musikalisch hervorragend harmonieren, hätten der Platte ein paar Ideen mehr und vor allem ein Produzent gut getan.
Viele der Nummern auf dem Album können das Potenzial des Trios nur andeuten. Der Song „Free Motion“ zum Beispiel, bei dem Wells‘ Basslinie, Fletchers Gitarrenriff und Lerdas hibbeliges Schlagzeug gemeinsam nach vorne drängeln, ohne aber irgendwo anzukommen. Oder „Starsgoout“, das sich mit seinem lethargischen Beat in Richtung Progrock schleppt. Oder „Stop!“, das zwei Einfälle auf viereinhalb Minuten dehnt. Die Escapologists stecken zwar voller Energie, doch weil ihr Songmaterial da selten mithalten kann, verliert die Band beim Versuch, einen Refrain anzusteuern, immer wieder die Kraft. „The Decline And Fall“ kommt dagegen ohne Refrain aus, und die quirlige Wedding Present-Imitation gehört darum zu den besten Stücken des Album. Ganz gut gelingen auch das Blues-Skelett
„Promises“ und das spröde „Favoured Son“.
Allen Songs gemeinsam ist aber, dass man mehr aus ihnen hätte machen können. Dass sich die Band keinen richtigen Produzenten leisten konnte, kann „In Free Motion“, das langweilig abgemischt ist und der Band ihre Dynamik raubt, nicht verheimlichen. Da wird in „A Mistake“ leichtfertig eine nette Xylofon-Idee verschenkt, und in „Untitled Song No. 2“ geht der Klangteppich aus Flageolett-Tönen, der doch geeignet wäre, eine Gänsehaut zu erzeugen, im Soundeinerlei unter.