Eskobar – A Thousand Last Chances

Erinnert sich noch jemand an Dieter Wedels End-80er-TV-Dreiteiler „Wilder Westen inklusive“? Der Titelsong hieß „Room With A View“ vom Blackmore und Maffay-Musiker Tony Carey. Für Musiktruhenbesitzer und Trashfetischisten: Der Song findet sich auch auf „Kuschelrock, Vol. 3 – und auf „A Thousand Last Chances“ von Eskobar. Nun ja, nicht genau dieser Song, aber doch einige Stücke, die einen immer wieder in diese Szenerie versetzen. Man sieht vor dem geistigen Auge den fahrigen Peter Striebeck, die junge, bezaubernde Katja Studt und den wie immer ganz großartigen Felix von Manteuffel vor Fototapeten mit den schönsten Motiven des amerikanischen Westens herumdramatisieren. Gleich für den ersten Song, „Cold Night“, sollten sich die Öffentlich-Rechtlichen flugs die Aufführungsrechte sichern.

Beim zweiten Stück, „Big Sleeper“, sollte Mike Oldfield genau hinhören: Ist das nicht der entbohlente Thomas Anders, der „Moonlight Shadow“ singt? Travis können hier Copyrighttechnisch auch noch was dazuverdienen: „Fly On The Wall“ zum Beispiel ist auch stimmlich ziemlich nah dran – und das ist kein Kompliment Travis eine heilige Kuh? Im Wilden Westen gibt’s sowas nicht, auch nicht, wenn er der Imagination sonnenbankgegerbter TV-Regisseure oder blasser schwedischer Softrocker wie Eskobar entspringt. Die hatten uns nach ihrem zweiten Album, „There’s OnhNow“, das nur pferdeschwänzige „jetzt“-Magazin-Leserinnen mögen konnten, immerhin drei Jahre lang mit einem weiteren Werk verschont. Wenn man freundlich wäre, könnte man „A Thousand Last Chances“ „unaufgeregt“ nennen. Autofahrmusik für Vertretertypen und Norah-Jones-Käufer. Allerdings mit einem schwülstigem Pathos, bei dem man sich wünschen würde, man wäre seinem Englischlehrer nie begegnet.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates