Eskobar – Eskobar

Fassen wir die Vorwürfe gegen die Band Eskobar noch einmal zusammen: Erbdiebe ohne eigene Identität, uncoole Heulsusen oder, wie es ein Rezensent des Hauses einmal ungnädig formulierte: „Autofahrmusik mit schwülstigem Pathos und schlechtem Englisch“. Ich selbst freundete mich seinerzeit mit „There’s Only Now“ zunächst etwas an, hatte zu der Zeit allerdings kein Auto. Mein Fehler. Doch auch im eigenen Lager schien man nicht ganz glücklich mit der Vergangenheit gewesen zu sein. Das vierte Album soll nun eine Art Neuanfang darstellen, und wohl auch deshalb wurde der eigene Name als Plattentitel gewählt. Das ist eine prima Geste, reicht allein jedoch leider nicht aus, um die Konturen zu schärfen. Also wurde der Sound vom Bombast befreit und alles live eingespielt.

Zurück zu den Wurzeln, doch hatten Eskobar ja nie wirklich welche, nur ausreichend Kenntnisse der DNA von Coldplay (mehr) und Travis (weniger). Und vielleicht ein paar einsame Träume über den Erfolg von A-ha.

Einige der neuen Songs („By Your Side“, „Persona Gone Missing“) sind zumindest gefällig, und die fehlende Wuchtbrummen-Grandezza vermisst man natürlich nicht. Melodien schreiben können sie, auch wenn man meint, die eine oder andere schon einmal gehört zu haben. Aber insgesamt ist das alles eben auch nicht sonderlich spannend; keine Kunst, keine Überraschungen, die wenigen Geheimnisse der Songs hat man schnell dechiffriert. Und ein Song wie „Devil Keeps Me Moving'“ ist mit so viel Pathos vorgetragen, dass von der beabsichtigten Klage nur ein eierloses Gewimmer bleibt. „Champagne“, das letzte Stück, ist dann auch wieder so ein Fall. Die Melodie nett, die Instrumentierung angemessen. Doch im Text geht es darum, dass man sich im Luxus verlieren kann: „I had too many glasses of Champagne/ In London, Paris and Berlin.“ Der Sänger ist über sich entsetzt und wird nachdenklich! Herrje, manche nennen das eine angenehme Erinnerung.

Die Spaßbremsen von Eskobar befinden sich insgesamt im Vergleich zum Vorwerk zwar auf dem Wege der Besserung, aber das Grundproblem bleibt: Melancholie light zu mittelguter Musik, und sonderlich ernst nehmen kann man das alles auch nicht. Das Englisch ist dafür besser geworden.

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