Esquerita :: Wildcat Shakeabout

Einer der schrägsten Schrate des ganz frühen Rock’n’Roll

Er war so ziemlich das verrückteste Huhn unter den frühen Rock’n’Rollern, aber für die offizielle Geschichtsschreibung eine so marginale Figur, dass sein Name kaum jemals in einem Rock-Lexikon auch nur als Fußnote auftauchte. Seine Karriere hatte dieser „Professor“ Steven Quincy (alias Eskew) Reeder – späteres Künstler-Pseudonym: Esquerita – aus Greenville, South Carolina, als Gospelsänger begonnen. Dabei entwickelte er offenbar auf dem Klavier eine so eigenwillige und mit Exzessen flirtende Show-Routine, dass er den Kollegen Richard Penniman gleich beim ersten Treffen in den frühen 50er-Jahren schwer beeindruckte. Der sang damals auch vorwiegend frommes Gospel-Material, aber als er unter den Namen Little Richard ins Rock’n’Roll-Fach wechselte und sein Äußeres nach dem Vorbild des wilden Pianisten modellierte, stellte sich auch der Erfolg ein.

Gene Vincents Gitarrist Paul Peek konnte den von ihm bewunderten Esquerita quasi als den hauseigenen Little Richard erfolgreich an Capitol vermitteln. Gegen die wenig „diszipliniert“ musizierten ersten Aufnahmen nahmen sich die Specialty-Singles von Little Richard schon beinahe wieder wie eine Kleine Nachtmusik aus. Genau genommen waren die, wie Charlie Gillett mal anmerkte, ja auch gar nicht produziert. Gillett in seiner kleinen Ode an denselben SQ Reeder, der Jim Lowe 1956 mit „The Green Door“ den Song für seinen Single-Hit geliefert, ihn aber nie selbst aufgenommen hatte: „Für Capitol nahm Esquerita einige der wildesten Rock’n’Roll-Platten auf, die je gemacht wurden. Wenn man einen Produzenten oder Arrangeur zu den Sessions beordert hatte, so muss dieser wohl geknebelt und gefesselt in irgendeine Ecke gesetzt worden sein … „

Den Pianisten bewarb man mit dem Slogan, der sei „truly the farthest out man has ever gone“. Aber als Capitol 1959 die Aufnahmen auf einer LP zusammenfasste, waren längst singende Kleiderständer die Teen-Idole. Auch in England oder bei uns kaum wahrgenommen, war Equerita zumindest in Frankreich so populär, dass dort ein Album mit sämtlichen Aufnahmen veröffentlicht wurde. Die bietet „Wildcat Shakeout“ nicht. Dafür neben anderthalb Dutzend auch die beiden Aufnahmen der Debüt-Single von Bluecaps-Gitarrist Paul Peek, bei denen Reeder am Piano saß. Und diese Aufnahmen waren sogar professionell produziert worden. (Fantastic Voyage/Rough Trade)

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