Euros Childs – The Miracle Inn :: Melodischer Folkpop: wehmütig und mit sehr viel Kopfstimme
Seit es seine Band Gorky’s Zygotic Mynci nicht mehr gibt, hat es der Waliser Euros Childs auf einmal ziemlich eilig. „The Miracle Irm“ ist bereits das dritte Album, das er innerhalb von anderthalb Jahren veröffentlicht. Und Weihnachten soll schon die nächste Platte in den Läden stehen. Diese Unermüdlichkeit könnte der Grund dafür, dass er bei seinen Folkpopstücken doch recht sparsam mit Ideen umgeht.
Zwar verbraucht er pro Song nur ungern mehr als eine hübsche Melodie, doch die, die er für die Platte zusammengetragen hat, sind allerliebst. Etwa in der Nummer „Over You“, die sich auf warmherzige Harmonien stützt und mit Orgel, akustischer Gitarre und zärtlich angeschlagenen Becken eine Leichtigkeit entwickelt, die sie zu einem verträumten Twist abheben lässt. Oder in der sanften Ballade „Think I’ll Run Away“, die mehr eine dahingehauchte Momentaufnahme als wirklich ein Song ist. Oder im melancholischen „Horseriding“, das die gleiche Melodie wieder u nd wieder spielt.
Überfüllt geht es nie zu in den Songs von Euros Childs. Dass sein Co-Produzent David Wrench den 16-Minüter „The Miracle lim“, das Herzstück des Albums, als „Prog music without the prog“ bezeichnet, scheint durchaus angebracht. Ein bisschen wie Don McLeans „American Pie“ schlängelt sich die Songsuite an einer Geschichte entlang, die von einem Club erzählt, in den Childs als Teenager gerne ging, um Bands zu hören, der heute aber längst abgerissen und in einen Parkplatz verwandelt wurde. Das Nostalgie-Epos, in dessen Verlauf man unter anderem den Auftritt einer imaginären Rock’n’Roll-Combo namens Fire Exit belauschen kann, wird von einem Thema zusammengehalten, das zunächst juvenil-vergnügt in den Song einführt und später verlangsamt als wehmütige Reprise wieder aufgenommen wird, bevor ein tänzerisches Singalong-Coda die Nummer ausklingen lässt.
Immer wieder taucht Euros Childs in seinen Kammerpopstücken zwar mit viel Kopfstimme in Wehmut ein. Selten gelingt es ihm aber dabei, eine so berauschende Präsenz entstehen zu lassen wie in dem Orgelstück „Outside My Window“ oder dem düsteren „Hard Times Wondering“.