Factory Records – Communications 1978-92

Das Design wird bleiben. Die Remaster-Edition der Joy Division-Alben, auch die Reissue-CDs von New Order im letzten Jahr – noch lange nach Schließung der Factory ist die minimalistische, auf Typografie und wenige illustrative Elemente reduzierte Ästhetik das Maß aller Dinge in Artwork. In der allgemeinen Beliebigkeit stechen die schlichten Entwürfe beinahe noch auffälliger hervor als in den Achtzigern, als sie Avantgarde und abseitig waren, so wenig populär wie die Bands, die auf Factory veröffentlichten. New Order stets ausgenommen.

Noch erstaunlicher: Factory Records fand keine Nachfolger und wurde am Ende selbst ein bisschen bequem, als sie mit dem bunten Gelärme der Happy Mondays noch einmal Madchester feierten. Statt neuer Sachlichkeit und Bauhaus: der Trunkenbold Shaun Ryder, ein Liebling der britischen Presse, bevor die Gallagher-Brüder erfunden wurden. Von den Happy Mondays stammt der Titel „24 Hour Party People“, den wiederum der Regisseur Michael Winterbottom für seinen Film entlehnte. Factory stand auch für Hedomsmus. Rave, Nachtschwärmerei und Drogen. Aber falls wir es richtig verstanden haben, wurden die Maximen des Punk auf den Dancefloor übertragen, und wenn es Intelligenz im Dionysischen gibt, dann bei A Certain Ratio und The Durutti Column. Wie die Namen schon sagen, war das Konzept dieser Elektroniker eher anspruchsvoll und mit Theorie unterfüttert. Spätere Ensembles wie Electronic oder der New Order-Ableger The OtherTwo hatten es ein paar Nummern kleiner.

Jon Savage hat auf vier CDs die Phasen von Factory Records dokumentiert, naturgemäß mit häufigem Rückgriff auf New Order und die Happy Mondays. Crawling Chaos, The Names, Royal Family And The Poor, Miny Pops, Cabaret Voltaire, sogar das sehr frühe OMD kommen noch einmal zu Ehren, auch die Band der letzten Factory-Stunde: Northside, zur Zeit von Madchester die Lieblingsband der Zeitgeist-Zeitschriften. Factory schloss 1992 die Pforten, als „Grunge“ und „Alternative Rock“ auch in England alles beherrschten. Neben so urwüchsigem Krach wie dem von Nirvana, Sugar und Dinosaur Jr. konnte nicht einmal Shaun Ryder bestehen. Es blieben: Thrills, pills, bellyaches.

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