Fanny Müller – Auf Dauer sehe ich keine Zukunft

Auf Dauer sehe ich keine Zukunft (Edition Tiamat, 16 Euro) von Fanny Müller ist sicher zunächst nicht als literarisches Testament geplant gewesen, aber mit laufender Lektüre bekommt es immer mehr diesen Charakter. Es tritt das ein. was in den drei Jahren, die dieses Tagebuch umfasst. als worst-case-Szenario immer mal wieder im Raum steht und von ihr vehement abgelehnt wird: eine neuerliche Herz-OP. Eine Autorin hat den Tod vor Augen und regelt literarisch ihre letzten Dinge. Sie tut das mit der Unverfrorenheit, dem Witz und dem scharfen Blick für die Anmaßungen des Lebens, die ihre Texte auszeichnen. Es ist wohl nicht nur den Konzessionen der Tagebuchform geschuldet, dass sie hier Dinge preisgibt, die sie in ihren Kurz- und Kürzestgeschichten hinter einer Pointe versteckt hätte. Insofern fügt „Auf Dauer sehe ich keine Zukunft“ Fanny Müllers Werk durchaus noch eine weitere Facette hinzu: Es ist bei aller Komik ein tieftrauriges Buch. Aber glücklicherweise noch nicht ihr Testament. Die Operation ist gut verlaufen, hört man, Fanny Müller befindet sich auf dem Weg der Besserung.

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