Farin Urlaub – Am Ende der Sonne
Die Sonne, diese gelbe Sau. Die ewig gleich strahlend am Himmel hängt, einerlei, ob gerade irgendwo ein Boy ein Girl trifft, jemand argen Liebeskummer hat, dringlich auf ihren Brief wartet oder plant, sich umzubringen. Der Sonne ist’s wurscht Weshalb sie und ihr garantiertes Verharren am Himmelszelt bestens als relativierendes Leitmotiv taugen, das sagt: Schon klar, daß du dich und dein aktuelles Leiden für den Nabel der Welt hältst aber in Wahrheit ändert sich wegen dir nicht mal das Wetter.
Auf „Am Ende der Sonne“, Farin Urlaubs zweiter Platte ohne die Ärzte, hat die Sonne darum zahlreiche Textauftritte, ohne daß seine Reime dabei freilich ins kosmologisch Unwägbare abdriften – die meisten bewegen sich auf dem Level „iraurig sein hat keinen Sinn/ Die Sonne scheint auch weiterhin…“ Schrummschrumm und ziemlich wilder Rock, dezente Ska-Elemente, der typische Faringesang und die typische Faringitarre werden von denselben tragikomischen bis rechtschaffen albernen Texten begleitet wie allzumal. Gewiefte Hermeneutiker wollen in „Dusche“ bereits Spuren subtiler Amerikakritik ausgemacht haben: weil der Erzähler in harmlosen Haushaltsgeräten wahllos das reine, bedrohliche Übel vermutet und darum den ganzen Hausrat zerdeppert, ohne daß tatsächlich eine Bedrohung bestünde.
Neben den verläßlich erfüllten Erwartungen hat „Am Ende der Sonne“ noch eine weitere Qualität: Man kann in frühen Liedkenntnisphasen sehr schön Reimeraten spielen. „Tot“ reimt sich hier auf „rot“, „Blitz“ auf „Witz“, „Weltuntergang“ auf nicht mehr lang“. Mehr Spaß macht dieses Spiel nur bei den Sportis.