Fleet Foxes – Fleet Foxes :: Fünf Milchbärte aus Seattle beschwören vergangene Zeiten

Ein etwas schräger Chor, wie in früher Stunde von einer Farmerfamilie in den Appalachen gesungen, führt in den Tag. Die Sonne geht auf, und die Harmonien erstrahlen, erinnern plötzlich an „Our Prayer“ vom verschollenen „Smile“-Album der Beach Boys, dazu wird eine alte Fairport Convention-Platte aufgelegt. Kinder stapfen in dicken Mänteln mit roten Schals durch den Schnee – und ehe man sich versieht, ist die weiße winterliche Pracht rot wie Erdbeeren im Sommer.

Was ist passiert? Man kann es nur erahnen, ein Popsong ist wohl zu kurz, um die gesamte Geschichte zu erzählen. Doch man meint sie aus all den morbiden amerikanischen Balladen aus grauer Vorzeit bereits zu kennen, so wie einem auch die Musik der Fleet Foxes vertraut erscheint, ist sie doch aus Referenzen zusammengenäht. Sie klingt nach Animal Collective, die CSNY-Harmonien einstudieren, nach James Yorkston, der den Corals die Akkorde zu „Fotheringay“ beibringt.

Mit Roots-Musik hat das alles nichts zu tun. Hier geht es nicht um Authentizität und kernig körnige Stimmen. Diese Lieder über Liebe und verlorene Söhne, Mord und Totschlag sind absolut dreck- und staubfrei, beschwören eher Van Dyke Parks, Paul Simon oder Prefab Sprout als die Geister aus Levon Helms Keller. Und wenn Robin Peckold am Ende herzerschütternd singt „The sound of ancient voices ringing softly in your ear“, hat er das Geheimnis des Albums gelüftet. Die Stimmen aus lang vergangenen Zeiten können jünger, lieblicher und frischer klingen als die Gegenwart. Zumindest wenn sie aus den Körpern von fünf Milchbärten aus Seattle kommen.

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