Fleet Foxes :: Helplessness Blues
Die Band um Robin Pecknold perfektioniert ihren virtuosen Folk.
Es ist natürlich ein formidables Album geworden. Hatte jemand etwas anderes erwartet? Nein. Vor allem nachdem die Fleet Foxes den besten Song des Albums, ihren „Helplessness Blues“, schon vorab hörbar machten. Unfassbar schön, wie sie sich dort mit einer einsamen Gitarre ankündigen, bis Robin Pecknold zu singen beginnt: „I was raised up believing I was somehow unique …“ Ist er, auch wenn er sich in diesem Song recht eindeutig vor Paul Simon verneigt.
Den großen Richtungswechsel haben die Fleet Foxes natürlich nicht vollzogen, aber sie haben ihren von Beach-Boys-Harmonien beseelten und von der Melodieliebe der 60er-Jahre zehrenden Folk weiter perfektioniert. Dabei wiegen sie sich mal leise im so geliebten Chorgesang – wie im Eröffnungsstück „Montezuma“ – und entwickeln mal eine für ihre Verhältnisse geradezu wuchtige Rhythmik, in „Battery Kinzie“ und „Grown Ocean“ zum Beispiel. Am besten sind sie immer noch, wenn sie beides zusammenbringen. Das ist ihnen in „Lorelai“ gelungen, einer sehr persönliche Meditation über das Thema Freundschaft: „Now I can see we were like dust on the window.“ Kann man poetischer auf die Jugend zurückblicken? „Helplessness Blues“ bietet einen Blick in die grüblerische Seele Robin Pecknolds, aber keine Angst: Die Band hinter ihm, ihre Stimmgewalt, ihre Virtuosität – die hört man an jeder Stelle mit.
Am Ende bleibt nur ein Wunsch, der in diesem Leben wohl nicht mehr erfüllt werden kann: Was wäre, wenn sich diese grandiose Band ein paar Schrammen gönnen würde, dem Glanz des Perfektionismus absagen und sich mit noch mehr Leidenschaft und dem Mut zum schiefen Ton in ihre Songs werfen würde, wie sie es bei ihren ersten Konzerten noch getan hat? Sie haben sich für den anderen Weg entschieden, und – da kann der Kritiker ruhig mäkeln – sie werden zu Recht triumphieren. (Bella Union/Cooperative) Daniel Koch