Free The Universe :: Produzenten-Ass Diplo zwischen Indie-Pop und Dancehall

„Echt? Das Album kommt jetzt wirklich raus? Wann?“ Ezra Koenig ist ehrlich überrascht, als ich ihm während des Gesprächs über die neue Vampire-Weekend-Platte zu seinem fabelhaften Auftritt auf „Free The Universe“ gratuliere, dem neuen Album von Major Lazer. In dem tiefenentspannten Reggae-Stück „Jessica“ falsettiert Koenig hier in einer Art anglodeutsch-jamaikanischem Kunstpatois, während Major-Lazer-Produzent Wesley Pentz alias Diplo drumherum bunte Soundblasen blubbern lässt und untendrunter schlierige Echoschlaufen allmählich zu schwerem Hallschlick verschmiert.“Wow“, sagt Koenig, „das ist drei Jahre her, dass wir das aufgenommen haben; ich habe nicht mehr geglaubt, dass die Platte noch mal fertig wird.“

Kaum jemand hatte das zuletzt noch geglaubt, so lange war das Album schon angekündigt und so oft wurde es wieder verschoben; einige von den Songs, die man jetzt darauf hört, kursieren schon seit Jahren im Netz. Aber Diplo ist eben ein sehr beschäftigter Mann, unablässig tourt er als DJ um die Welt, bringt reihenweise neue Mixtapes heraus und produziert einen Künstler nach dem nächsten: von Justin Bieber bis Santigold, von Beyoncé bis M.I.A. Auf „Free The Universe“ hört man aber nun endlich wieder, wie virtuos und wandlungsreich er auch als Songschreiber ist: In „You’re No Good“ lässt er Santigold und Danielle Haim zu einem enorm erotischen Offbeat schmachten und hauchen; in „Scare Me“ quengelt sich Peaches durch mit ein Kassenklingel-Rhythmus angereichertes No-Wave-Disco-Stück; selbst der doofe Bruno Mars wirkt in dem solide gestotterten „Bubble Butt“ ein paar Momente lang wie eine coole Person.

Mühelos versöhnt Major Lazer aktuellen Indie-Pop und Clubkultur-Mainstream mit klassizistisch getoasteten Dancehall-Stücken etwa von Elephant Man und Busy Signal. Natürlich verbinden sich all diese Stile und Songs nicht zu einem geschlossenen Album, „Free The Universe“ zeigt eher zurückliegende Zwischenstände aus einer laufenden und längst schon anderswo angekommenen Arbeit. Aber gerade darin findet Diplos Kunst ihren angemessensten Ausdruck: Unter den Eklektikern des gegenwärtigen Pop ist er der schlauste, schnellste und schönste. (Universal)

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