Fünf Platten für 50 Millionen Kaffeetische

„Diamond Life“ (1984)

Natürlich war schon alles da: Sade Adu klingt gleichzeitig sinnlich und kalt, die Musik erotisch und kontrolliert. „DiamondLife“ führte den (Latin-)Jazz und Soul in den Eighties-Pop ein, ist im Kern aber Gebrauchsmusik: Man legte diese Lieder auf, um sich beim Genuss edel und teuer zu fühlen. In der Londoner Cocktailbar, auf der Party mit Businesspartnern, beim Sonntagabendsex. Amerika tat sich mit diesem schweißlosen Lounge-Pop zuerst etwas schwerer als Großbritannien, am Ende waren auch dort über vier Millionen Exemplare weg. Die Hits haben überlebt: „Your Love Is King“ und „Smooth Operator“ konservieren die kühl-verschlossene Attitüde in Margaret Thatchers Großbritannien. Manches klingt heute oberflächlich, die spezielle Magie wirkt trotzdem noch immer. (4)

„Promise“ (1985)

Nur ein Jahr später legten Sade „Promise“ nach, das ging schnell. Der Ton ist intimer, geheimnisvoller – Sade Adu singt im Nachtclub der verlorenen Herzen, wirkt in ihrer hochgeschlossenen Sinnlichkeit noch begehrlicher als zuvor. Mit „The Sweetest Taboo“ und „Never As Good As The First Time“ gelangen wieder zwei Hits, doch die Musik zieht sich insgesamt in die Privatgemächer zurück, ßluesiger Jazz, weniger Funk, ausgedehnte Saxofon-Soli – dass Sade schon mit ihrem zweiten Album ungestraft fast introvertiert werden konnten, sagt viel darüber aus, wie umsatzträchtig schon damals der gepflegte Eskapismus war. (2,5)

„Stronger Than Pride“ (1988)

Sade Adu hatte sich für eine Weile nach Madrid geflüchtet, um Kraft zu schöpfen. Offenbar eine gute Entscheidung: Auf dem dritten Werk ihrer Band klingt sie konturierter und offensiver, verliert sich nicht mehr im schönen Glitzern. Auch das Repertoire ist trennschärfer, changiert zwischen dem bekannten Smooth-Jazz-Pop, Bossa-Balladen (sehr stylish: „Haunt Me“) und etwas schärfer geschnittenem Latin-Funk, der Opener „Love Is Stronger Than Pride“ malt ein paar Ethnofarben ins Arrangement. Doch Sade sind keine großen Enigmatiker und Poeten, nur Popmusiker mit Eleganz und Stilwillen – was bedeutet, dass alles immer nur knapp an Langeweile und Beliebigkeit vorbeischrammt. Das Sinnliche der Sängerin ist allerdings wieder betörend: Sade Adu schreitet durch die Kulissen wie eine Modekönigin über den Laufsteg und singt über ihre Liebe, als würde sie in einer Parfümreklame leben. Verführerisch. (3)

„Love Deluxe“ (1992)

Auf dem Cover ist Sade Adu endgültig zur Ikone geworden, auch die Band ist nicht nur optisch dem Londoner Eighties-Style entwachsen. Hier ist alles de luxe – Sade modernisieren ihren Sound mit präsenteren Beats und mischen tiefe, warme Basslinien unter die Playbacks. Der Schritt in Richtung Clubmusik und R’n’B-Pop führt zu klarer strukturierten Liedern, die Jazz-Ausflüge fallen flach. Die neue Ökonomie und der klangtechnische Quantensprung lassen „Love Deluxe“ unmittelbarer wirken, auch heute klingt die Platte noch immer modern. Der Hit war „No Ordinary Love“, auf dem Album als siebenminütige Kontemplation zu hören. (3,5)

„Lovers Rock“ (2000)

Sade integrieren den damals noch frischen R n’B-Pop amerikanischer Machart in ihre Musik. Die Jazz-Harmonien weichen simplen Dreiklängen, die Melodien werden einfacher. Es ist also nicht so, dass Band Sade sich über die Jahre nicht entwickelt hätte – sie tut es nur sehr langsam. Heute muss man sagen: in der Vermischung von Elektrobeats und warmem Frauengesang war diese Platte ihrer Zeit sogar ein bisschen voraus. Doch das ist eine Randnotiz – vor allem bleiben die überraschenden Dur-Akkorde von „By Your Side“, das lateinamerikanisch angehauchte „KingOf Sorrow“ und insgesamt ein traumartig fließendes Album. (4)

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