Gang Starr – The Ownerz :: Virgin
Nicht fett, niedlich. Was für ein reinigendes, wie frische Blumentopferde riechendes Gefühl, wenn man nach Eminem, 50 Cent, Fabolous und Nate Dogg eine neue Gang Starr-Platte hören kann, die richrig from da block zu kommen scheint, die scheppert, an der kein einziger Gastproduzent mitgemacht hat.
Ist nicht niedlich, denn da, wo sich Gang Starr bewegen, darf man die Waffe niemals ablegen und niemandem einfach vertrauen. Jedem weisen Satz („The mind is a terrible thing to waste“) schießt der Rapper Guru eine Macho-Zeile hinterher – wer von der reaktionären These ausgeht, dass es im HipHop nur ganz Böse und richtig Gute gibt, der muss hier einen Widerspruch sehen. In „Nice Girl, Wrong Place“ zum Beispiel spricht Guru einem Mädchen rührend ins Gewissen, dass sie sich bloß nicht an fremde Männer verkaufen soll, während er sie selbst vernascht. Das ist fast eine klassische Tragödie: Die Gangster von Brooklyn übernehmen Verantwortung für das schlechte Leben, in das sie reingeglitten sind, ohne Umkehr.
„The Ownerz“ bedeutet, dass Guru und DJ Premier sich als Zunftmeister des HipHop ausrufen, die nachweislich mit am längsten dabei sind (erste Platte 1989), sich aber gerade durch dieses Old-School-Getue extrem angreifbar machen. Ob ihre Skills heute wirklich so konkurrenzlos sind, dazu sollte man erst mal auf Pausenhöfen ein paar Meinungen einholen. Was nicht davon ablenken sollte, dass „The Chmer?“ ein bewundernswert störrisches HipHop-Roots-Album ist, eine brillante Handwerksarbeit, mit der sie auf MTV keine Erdnuss gewinnen werden.
Die letzte Platte ist fünf Jahre her, in denen Guru seine schwächer werdende n „Jazzmatazz“-Reihe fortgesetzt und Premier andere Leute produziert hat. Für Gang Starr sampelt er – natürlich wie immer – Blaxploitation-Gitarren, wummerndes Klavier, mit Plektrum gezupfte Basslinien und ein Hackbrett, macht kurze Loop-Schleifen daraus und überlässt die Ausgestaltung Guru und den Rap-Assistenten. Das ist Ernst: Hier gibt es fast keinen Humor und definitiv keinen Refrain. Und (was am aufschlussreichsten ist): keine Geigen, nicht eine.