Gary Numan – Hybrid :: Artful
Was dröhnt da so bombastisch, dramatisch und hirnlos wie der neueste Mega-Action-Kracher von Jerry Bruckheimer? Es ist ein neues Album von Gary Numan, dem Mann, der Marilyn Manson und Nine Inch Nails erst möglich gemacht hat. Früher, in den späten Siebzigern, hat man über den gefärbten Kerl in seinen enganliegenden Lederoveralls noch geschmunzelt.
Es war allerdings auch beeindruckend, wie er es verstand, aus drei originellen Songs („Cars“, „Down In The Park“ und „Are Friends Electric“) eine jahrzehntelange Karriere zu basteln. Nur wenige Künstler verstehen es, ihre kreative Phase so gut zu recyceln. Und weil Gary Numan offenbar noch immer sehr genau weiß, was man von ihm erwartet, hat er seine größten Hits (siehe oben) auch diesmal wieder mit „3 brandnew Songs and re-worked versions of classic tracks“ gemischt Das hört sich dann ungefähr so an: „Die Erde ist ein sterbender Planet. Roboter und Maschinen haben die Macht übernommen, und die Menschheit rüstet sich zum letzten, alles entscheidenden Gefecht.“ Oder konventioneller ausgedrückt: Finsteres Soundplasma aus dem Rechner ergießt sich über heftig schrubbende 08/15-Nu-Metal-Gitarren, während aus dem Hintergrund unheilvolles Getrommel erklingt. Dürr und nasal jammert dazu Numans Stimme von den Schrecken der Apokalypse und anderem Hokuspokus.
Das Info zur Platte zitiert Numan mit dem bemerkenswerten Kommentar zu einem Song: „Maria, zum Beispiel, wird von drei weisen Männern vergewaltigt. Engel urinieren auf die Gräber von Kindern. Jünger tanzen zu Klängen gefolterter Männer. Gott lacht, während Jesus am Kreuz brennt.“ Ist das nicht herrlich? Man sieht Herrn Numan förmlich vor sich sitzen, in seinem Häuschen in Essex: Die Gattin kocht was Leckeres, sechs Katzen schnurren, zwei große Hunde wedeln mit den Schwänzen und überall Blumen-Arrangements, Fotos und gemütliche Möbel. „Ich glaube, ich habe mir niemals Musik nur aus Spaß angehört“, verrät Numan dem Reporter der Tageszeitung „The Guardian“ inmitten dieses kuscheligen Ambientes. Erinnert das nicht an jene Biedermänner, mit dem kurz geschorenen Rasen, die am Wochenende einladen, zum gemütlichen Beisammensein im selbst gebauten Folterkeller? Nein, Herr Numan, das unsagbar Böse trägt heute weder Hörner, noch riecht es nach Schwefel. Es ähnelt eher einem Öl-verrückten Texaner oder einem Pop-Produzenten aus Tötensen. Ist also so banal und normal wie Sie selber.