Gene Clark :: No Other
Die wildbewegte Zeit des Western Swing war längst vorbei, als Hank Thompson diese seine achte LP an zwei Dezembertagen des Jahres 1958 aufnahm. Da Country-LPs ohnehin kaum Airplay und noch weniger Käufer fanden, ließ Capitol seinen Künstlern freiere Hand bei der Songauswahl. Thompson nutzte das für ein Konzeptalbum mit riskanten, listigen Liedern über Rumtreiber, Kartenhaie und anderes lichtscheues Gesindel. „Cocaine Blues“ etwa, das von vornherein keine Aussicht hatte, im Radio gespielt zu werden. Oder „Deep Elm Blues“ über den berüchtigten schwarzen Rotlicht-Bezirk von Dallas. Einschlägiges von Hank Williams und Merle Travis sowie Texas-Adaptionen englischer Folksongs komplementieren den Zyklus im ebenso gewagten neuen Klangkleid: Stereo! „Hank Thompson takes full advantage of stereo’s two speakers“, verkünden stolz die Liner Notes. Es klingt unheimlich, wie das Echo hin- und hergeworfen wird, Hank im Zwiegesang mit sich selbst. Das Cover liegt als Print bei: gute Idee. (Capitol/Real Gone Music)
Nur nördlich des Bible Belt und im fernen Europa wurden Hits wie „When A Man Loves A Woman“ oder „Warm And Tender Love“ als bloße Schmachtfetzen wahrgenommen, Percy Sledge als Schmalzier des Soul. In den Südstaaten kam den vor Rührung bebenden Balladen tiefere Bedeutung zu, schon weil sie die innere Segregation erschütterten, Schwarzen wie Weißen unter die Haut drangen. Der Krankenpfleger mit Gospelhintergrund trug dick auf, schien mit jedem Ton auf die Knie zu fallen, von sich selbst überwältigt, doch die Muscle-Shoals-Crew hielt die Aufnahmen wunderbar in der Schwebe, an Spooner Oldhams Orgel fand Sledge Halt. Nicht alle zwölf Tracks dieser Compilation von 1969 sind hochklassig, die meisten schon. (Atlantic/Friday Music)
Eine mehrere Dekaden und Labels umspannende Doppel-LP, deren 17 Tracks aber nur bedingt zur Werkschau taugen. Die Impro-Kiffer-Dimension der Dead bleibt aus naheliegenden Gründen ganz außen vor, ein kurzer Live-Track vermag davon nichts zu vermitteln. Die Selektion der Studio-Tracks ist diskutabel, auch wenn an der Sonderstellung von „Workingman’s Dead“ und „American Beauty“ natürlich kein Weg vorbeiführt. Die anderen LPs werden leider egalitär behandelt. Aus „From The Mars Hotel“ findet nur „U.S.Blues“ Berücksichtigung, obschon etwa „Pride Of Cucamonga“ das Postulat dieser Compilation weitaus besser erfüllt hätte als alles auf „Shakedown Street“ oder „In The Dark“. Die Aufmachung ist tadellos, der Klang recht kühl und etwas steril. (Friday Music)