Genesis :: Platinum Collection

Noch einmal 40 Stücke aus dem disparaten Schaffen der Briten Das waren noch Zeiten, als Peter Gabriel und Tony Banks – die Schulbank drückend – glaubten, die Welt warte nur auf eine neue Band namens The Garden WalL Als sie mit der rivalisierenden (gab’s damals echt) Gruppe Anon fusionierten und unter neuem Namen mehrere LPs für diverse Label einspielten, waren das so katastrophale Flops, dass jede Firma so eine Band heute in Sekundenbruchteilen feuern würde. Aber sie hielten tapfer durch, und als die Art Rock-Gemeinde sie erst einmal mit den binnen weniger Monate veröffentlichten „Foxtrot“ und „Selling England By The Pound“ für sich entdeckt hatte und die Musiker schließlich auch noch die Kunst des Pop-Ohrwurms meisterten, ging es bis in die 90er Jahre mit Multi-Platinsellern nur noch bergauf.

Alle Hardcore-Fans, die Ende der Neunziger glaubten, die beiden „Archive“-Box-Sets – die erste Folge die Peter Gabriel-Jahre von 1967 bis 1975 auf vier CDs dokumentierend, Folge 2 auf drei CDs die Jahre 1976 bis 1992, in denen sie alle Art Rock-Ambitionen auf den Müllhaufen der Geschichte warfen und zu Popstars mutierten – wären das letzte Wort in Sachen Genesis gewesen, irren gründlich. Zwischendurch waren die Platten schon mehrfach remastered erschienen, von Japan bis USA auch in neuer Ausstattung.

Das jetzt vorgelegte 3-CD-Set „Platinum Collection“ ist eine ganz andere Baustelle: Die handverlesene Single-, EP- und LP-Retrospektive von 40 der erfolgreichsten bzw. populärsten Aufnahmen (darunter leider Stuss wie „I Can’t Dance“ und „Illegal Alien“, neben „Home By The Sea“ auch das sperrige „Second Home By The Sea“), von denen hier 22 nicht neu überspielt, sondern gänzlich neu abgemischt kommen! Notabene in ganz gewöhnlicher 16bit-PCM-Technik auf herkömmlicher CD. Dagegen wurden die Aufnahmen der parallel veröffentlichten „The Video Show“-DVD von Genesis komplett neu gemischt, also auch die Stereo-Fassungen alle als Remixes – und natürlich zusätzlich sämtliche Aufnahmen als 5.1 Surround-Mixes.

Und darauf, werter Leser dieser Zeilen, sollte man sich nun wohl doch endgültig einstellen. Just auch bei dem Meisterwerk „Layla & Other Assorted Lore Songs“ von Derek & The Dominos (4,5). Nicht remastered, nein: nach der Surround-Fassung in einem Aufwasch zur Gänze auch in Stereo so remixed, dass das jetzt ungleich besser klingt als die immer sumpfig anmutende Originalproduktion von Tom Dowd. Instrumente wurden in der Stereo-Balance oft komplett neu positioniert, Duane Allmans Slide-Arbeit so schön in den Vordergrund gemischt und klanglich alles so ausbalanciert, dass man allemal seine helle Freude daran hat.

Wetten darauf, dass die noch ausstehenden Beatles-Klassiker demnächst auch in solchen edlen Remix-Fassungen erscheinen, können hier erst gar nicht angenommen werden. Zu billig.

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