George Jones United Artists Rarities :: Dem inzwischen international begangenen Record Store Day im Frühjahr hat man so manch signifikante Sonder-Edition zu verdanken. Das bislang noch auf den US-Markt fixierte Herbst-Pendant Black Friday wuchert mit noch interessanteren Veröffentlichungen, die aber nur ausnahmsweise über die etablierten Import-Kanäle ihren Weg nach Europa finden. Das heißt, man muss schon ein wenig Eigeninitiative entfalten, um an die Preziosen zu kommen. Wie an diese Outtakes-Sammlung des größten aller Sangeskünstler, aufgenommen zwischen 1962 und 1964, unter der Ägide von Pappy Daily mithin. „Alabama“, eine Liebeserklärung an Landschaften und Eigenheiten, nicht an den Staat, ehrt das Original der Louvin Brothers mit anverwandten Harmonies, geschwisterlich gesungen von George Jones und Melba Montgomery. Rätselhaft ist, warum „Is This How A Broken Heart Dies“, ein Tearjerker in bester Honky-Tonk-Tradition, seinerzeit in einer Schublade verschwand. Daily muss wahrhaftig aus dem Vollen geschöpft haben. Auch von Merle Haggard und Wanda Jackson erschienen am Schwarzen Freitag ähnlich lohnende Rarities-Platten, alle auf 10-Inch. (Omnivore/Capitol)

Danny Whitten, Ralph Molina und Billy Talbot hatten bereits 1968 als Mitglieder der Rockets eine erfolglose, bis heute unverdient obskur gebliebene LP veröffentlicht und als Neil Youngs Backing Band fungiert, bevor sie – verstärkt durch Nils Lofgren und Jack Nitzsche – dieses aus mehreren Gründen denkwürdige Album aufnahmen. Da wären die Songs, von Nitzsches „Long Gone Train“ über Youngs „Dance, Dance, Dance“ bis zu Lofgrens „Beggars Day“, alle superb, übertroffen noch von einer Ballade für die Ewigkeit, die seither in etlichen Coverversionen kursiert, von denen freilich auch die besten nicht die Intensität des Originals erreichen: Whittens „I Don’t Want To Talk About It“. Stupend ist auch das Spielverständnis, zu dem Slide-Gitarrist Ry Cooder und Fiddler Gib Gilbeau beitragen, fulminant und homogen zugleich. Und schließlich ein Sound, der all diese Trümpfe bündelt und den Hörer am Schlafittchen packt, keinen Moment Gefahr laufend, ins Gefällige abzugleiten. Analoge Quellen, analog gemastert, exzellente 180-g-Pressung. (Warner Brothers/Rhino)

Die letzte Studio-LP des Hünen von 1973 ist sicher nicht eine seiner besseren, aber deshalb nicht schwach. Wolf zeigte sich kämpferisch, wusste freilich um seine Uhr, die erbarmungslos tickte. „I’m still a backdoor man“, trotzte er dem Alter, „I’m still built for comfort“, räumte jedoch ein: „I ain’t gonna tote my fourty-four no more.“ Es ist der autobiografische Opener „Moving“, dem diese Zeilen entstammen, ein Rückblick ohne Reue, stolz und selbstgewiss. „My name reign ev’rywhere I go“, raunzt Wolf, die aufsehenerregenden „London Sessions“ mit berühmten Bewunderern noch in frischer Erinnerung, im Rücken sein vertrautes Rudel, The Wolf Gang, mit Hubert Sumlin und S.P. Leary. Eddie Shaws „Coon On The Moon“ ist eines der Highlights, die Gang in bester Spiellaune, einzig Detroit Juniors Harpsichord wirkt auf einigen Tracks schrecklich deplatziert. Mit Shaws „Watergate Blues“ fasst Wolf gar noch ein heißes Eisen an. „Don’t do us wrong“, warnt er, „if you do, don’t make no mistake ‚cause we’ll blow the whistle on ya.“ Drei Jahre später starb Chester Arthur Burnett aka Howlin‘ Wolf. (Chess/Universal)

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