Georgie Farne Rhythm And Blues At The Flamingo

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Im September 1963, als diese Live-Aufnahmen im berühmten Jazz-Joint in Londons West End entstanden, war Georgie Farne gerade 20 Jahre alt und doch bereits showerprobt. Er hatte in den Backing Bands von Vince Eager und Marty wilde Piano gespielt, bevor er sich im Sommer 1961 Billy Furys Blue Flames anschloss, einer viel beschäftigten Rock’n’Roll-Combo, in der Farne sein jugendliches Faible für swingenden Fats-Boogie und Jerry-Lee-Lewis-Eskapaden ausleben konnte. Mit Beginn des Beat-Booms wechselte Fury dann ins Balladen-Fach und entledigte sich der Blue Flames. Anstatt sich sang- und klanglos aufzulösen, erkor man Farne zum Bandleader und Sänger und setzte fortan auf Jazz und Rhythm & Blues. Sehr erwachsen, ganz ohne den damals zu Identifikations- und Provokaktionszwecken bewährten Coolness-Faktor langer Haare.

Neben dem Renegaten-Chic der Stones wirkten die Blue Flames brav, Farnes Frisur wäre nicht einmal beim Militär beanstandet worden. Dafür rumort seine Hammond-B3-Orgel recht untergründig, Gitarrist Big Jim Sullivan spielt souverän, die Band kocht auf niedriger Flamme, aber sie kocht. Mose Allison, Sonny Boy Williamson, Rufus Thomas und die Miracles werden schmackhaft aufgebrüht, nur der etwas lendenlahme Latin-Shuffle „Eso Beso“ klingt reichlich altbacken. Exzellente Pressung, mit rund 40 Euro nicht billig, doch wäre für das Original von Farnes Debüt-LP ein dreistelliger Pfund-Betrag hinzublättern. Wie der Flamingo-Conferencier das Publikum zur Pause freundlich mahnt: „Spend your money, please.“