Get Cape. Wear Cape. Fly :: Get Cape. Wear Cape. Fly
Indie-Pop zwischen Big Beats und politischem Bewusstsein
Kaum hat sich Sam Duckworth in „Hand Me Downs“ zur Akustikgitarre im Kreis gedreht und davon gesungen, wie er mal schneller rannte als seine eigenen Füße, da überholt er sich mit „Collapsing Cities“ schon wieder selbst. Und als man schon taumelt angesichts dieses Mash-up aus Big Beats, Britpop und Folklore, aus M.I.A., Billy Bragg und Jamie T, schiebt der Mann, der Get Cape. Wear Cape. Fly ist, gleich noch „Nightlife“ nach, seine Version eines Club-Urlaubs, in der er zu Plastikbläsern, Synthiegeklimper, Beatgeschnaufe und kitschigen Chören den Animateur spielt: „So let down your pride/ Let’s dance tonight/ One, two, three, four/ If this is your song, than this is your dance floor!“
Obwohl Duckworth seine Songs, an denen er zwei Jahre lang gebastelt hat, mit Gimmicks, Loops und Sounds vollstopft, verbergen sich unter den vielen Schichten stets eine einfache Melodie und eine Akustikgitarre. „All Falls Down“, bei dem ein Drum’n’Bass-Beat die zarten Moll-Harmonien verschlucken darf, führt diese Technik vielleicht am eindrücklichsten vor. Und natürlich steckt das dritte Album von Get Cape. Wear Cape. Fly wieder voller politischer Botschaften. Duckworth macht sich zum Anwalt der Arbeiterklasse, ruft zum Kampf gegen Rechts auf. Mal sehnt er sich melancholisch nach historischem Bewusstsein („Where Will You Stand“), mal wünscht er sich Rebellion („The Uprising“), mal fordert er zum Durchhalten auf („Stitch By Stitch“). Und in „The Plot“ träumt er so begeistert vom Neuanfang, dass er ganz vergisst, den Song mit mehr als nur einer Akustikgitarre zu verzieren. (Cooking Vinyl) Gunther Reinhardt