Giant Sand – Is All Across The Map

Bei den zahllosen Veröffentlichungen von Howe Gelb kann man nur noch resignieren und dokumentieren, jede Deutung scheint mit der nächsten Platte schon wieder über den Haufen geworfen. Wird es konventioneller oder fragmentierter, mehr Jazz oder mehr Wüstenrock? Unter welchem Namen macht er was? Nach Howe und The Band Of Blacky Ranchette gibt’s nun endlich mal wieder ein Howe-Gelb-Album unter dem Namen Giant Sand. Das erste mit eigenen Kompositionen seit dem Meisterstück „Chore Of Enchantment“ von 2000 (danach gab’s noch das sehr schöne „Cover Magazine“ mit – klar – Coverversionen).

Die aktuelle Besetzung, die dänischen Freunde vom „The Listener“-Album: Anders Pedersen an Gitarren, Thoger T. Lund am Bass, Peter Dombernowsky am Schlagzeug – und John Parish an allem Möglichen. Vic Chesnutt und Henriette Sennenvalt singen ein herzzerreißendes Duett, Scout Niblett quäkt im Hintergrund.

Wie der Albumtitel schon nahelegt, statten Giant Sand dieses Mal jedem Ort im Howe-Gelb-Land einen Besuch ab. Es gibt Breitwand-Wüstenrock, Ragtime-Klavier-Nummern, zerschossene Akustik-Balladen, Blues in Demo-Qualität, hingeworfene Geniestreiche, Trash, Punk, Bossa Nova mit französischem Text und Instrumentals. Es ist, ab habe Gelb sein Werk in hunderte kleiner Puzzleteilchen geschnitten und setze sie auf diesem Album neu zusammen. Am unterhaltsamsten ist aber eine Bastelarbeit aus zwei Coverversionen: „Anarchistic Bolshevistic Cowboy Bundle“ startet als „Anarchy in UK“ von den Sex Pistols – genölt von Gelbs Frau Patsy -, wenn die Schrammelgitarren verstummen, setzt Howe selbst mit der akustischen Gitarre zu einer Version von Ed Bruces „Mamma, Don’t Let Your Babies Grew Up To Be Be Cowboys“ an, singt aber „Mamma, don’t let your boys grew up to be Tolstoys“. Es folgt ein Barjazz-Instrumentalstück, und am Ende hört man, wie Howe Gelb mit einer Schere hantiert und Parish auffordert: „Cut It Out“.

Schnipp-schnapp, fertig ist das neue Album.

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