Glasvegas – Glasvegas

Vertont James Allen auf dem Debüt seiner Band Glasvegas die eigene Jugend in Glasgow? Dann war es keine leichte. Eine Sozialarbeiterin kämpft um einen Suizidgefährdeten („Geraldine“). Ein Halbstarker wähnt seine Freundin im Bett mit seiner gesamten Clique — Schuld hat er selbst, weil er sie wie Dreck behandelt („It’s My Own Cheating That Makes Me Cry“). Ein Teenager traut sich nicht nach Hause, weil sein Vater von ihm verlangt, sich mit dem Schul-Bully zu prügeln („Go Square Go“). In dem schaurigen „Stabbed“ sieht womöglich derselbe Junge seinem Tod entgegen, weil er die örtliche Gang herausgefordert hat. Das Messer schon fast im Rücken, bringt er zu Beethovens „Mondscheinsonate“ nur noch heraus: „You don’t know my tamiliy and our capabilities“.

Das Schildern von Gewalt, sozialer Armut und Beziehungsnotstand hat bei Glasvegas etwas verzweifelt Unschuldiges. Es wirkt eher romantisch als wütend, weil die Akkorde und Melodien die Protagonisten hymnisch zu tragischen Helden erheben. Im LJK hat es für diese mit deutlich hörbarem Akzent vorgetragenen Brennpunkt-Reportagen vordere Hitparadenplätze gegeben. „Gksuegai“ klingt riesig weit, die Gitarrenwände und das kräftig gespielte Schlagzeug lösen sich im Hall fast auf. Insgesamt erinnert man sich an My Bloody Valentine, an U2, wohl auch The Jesus And Mary Chain. Doch es mischen sich ein bisschen Sixties-Schnulze und blue exd sou! ins Repertoire — eine durchaus eigene Note in diesem Zusammenhang. Die Songs sind gut, aber nicht vortrefflich, die Band noch unfertig, aber mit viel Willen zum inhaltlich engagierten Pathos ausgestattet. Durchaus ein Fundament für eine große Karriere.

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