Glaube und Gewalt – Film-DVD des Monats: Paul Thomas Andersons wuchtiges Monumental-Epos „There Will Be Blood“

Die Kamera verharrt eindringlich auf seinem Gesicht, folgt beständig seinem humpelnden Gang. Daniel Day-Lewis ist der überragende Mittelpunkt dieses Epos über die Säulen, auf die sich Amerika noch heute stützt: Kapitalismus. Glaube und der Kampf ums Schwarze Gold. Nach „Gangs Of New York“ ist dem Briten, der neben Kameramann Robert Elswit den Oscar gewann, wieder das grandiose Porträt eines unerbittlichen Mannes gelungen. Plainview gehört 1911 zu den Pionieren im Ölgeschäft und will in Kalifornien eine gigantische Quelle ausbeuten. Rücksichtslos gegen sich und andere, macht er sich damit den hitzigen jungen Prediger Eli Sunday (Paul Dano) vor Ort zum Feind. Kompromisslos hat auch Anderson („Magnolia“) seinen sechsten Film inszeniert – rau, mit biblischer Wucht, geprägt von langer Stille und menschenleeren Steinwüsten. Die geniale Detailversessenheit und Konzentration auf Day-Lewis hat aber ihren Preis: Trotz 158 Minuten bleiben die anderen Charaktere unscharf und wirkt die Dramaturgie etwas sprunghaft. Trotzdem ein Monument des Kinos. Extras: Features, entfallene Szenen. (Touchstone) 4,0

¿ John Rambo

Sylvester Stallone (warner) „Fuck off“ ist sein erster Satz, „Fuck the world“ sein gefühlter zweiter, und der dritte fast eine verbale Höchstleistung: „Geht nach Hause“, sagt er zur blonden Ärztin, die ohne Waffen zur einer Hilfsaktion in Burma aufbrechen will. „Ihr könnt nichts ändern.“ Seinen Pessismismus, das Misstrauen hat Rambo nicht abgelegt, der ja kein Zyniker ist, sondern enttäuscht vom Menschen. Stallones Rolle wurde stets missverstanden, was auch an den tumben Sequels liegt. Die Originale „Rambo“ und „Rocky“ sind zweifellos gelungene Gesellschaftsporträts. Während ihm für „Rocky Baiboa“ ein würdiger Abgesang bescheinigt wurde, drehte er mit „John Rambo“ eher ein Propagandawerk für die Bush-Kriegspolitik gegen die Achse des Bösen. Die burmesischen Soldaten foltern und vergewaltigen, morden sogar Kinder. Und Rambo ballert ihnen dafür Hirn und Gedärme aus dem teuflischen Leib. Nie wurde jenseits des Horrorgenres so exzessiv und explizit gewütet. Allerdings: Wenn man liest, wie Alice Schwarzer das Leben in Burma unter der Diktatur romantisiert, wünscht man sich manchmal, Rambo würde mit einem „Fuck“ dazwischenhauen. Ohne Extras, 2,0

¿ Cloverf leid

Matt Reeves (Paramount) Ein Hybrid aus „Godzilla“ und „The Blair Witch Project“ hat Produzent J.J. Abrams („Lost“) hier geschaffen, auch hinsichtlich des Marketings: Kein Bild gab es vorab zu sehen, das Geheimnis wurde im Internet geschürt. Das Ergebnis fiel dann etwas enttäuschend aus: Die jungen Gäste einer Party in Manhattan werden aufgeschreckt von Erschütterungen, die sie erst für ein Erdbeben halten, die tatsächlich aber von einem Monster kommen, das dem Meer entsteigt und die Stadt plattmacht. Konsequent bis zur letzten Szene werden Panik, Flucht und Tod aus der verwackelten Perspektive eines Camcorders gezeigt, was anfangs langatmig, dann elektrisierend, später nervig und immer unlogischerwirkt. Extras: Making-of, Audiokommentar, alternative Szenen, Features, 3,0

¿ Das Vermächtnis des geheimen Buches

Jon Turteltaub (Disney) Schatzsuche im Schnellverfahren: Nach dem Erfolg von Das Vermächtnis der Tem-. ¿elritter“ muss Nicolas Cage als Archäologe Benjamin Gatesv widerlegen, dass sein Ururgroßvater am Mordanschlag auf Abraham Lincoln beteiligt war. Er entschlüsselt ein Rätsel der Freiheitsstatue, bricht bei der Queen ein. entführt den US-Präsidenten und entdeckt eine unterirdische goldene Stadt voller Fallen. Als Mischung aus „Indiana Jones“ und „McGyver“, mit Diane Kruger, Hellen Mirren und Jon Voigt als Begleitpersonal, nettem Humor und irrwitzigen Verschwörungstheorien wird die Schnitzeljagd jedem Kind gefallen. Extras: Audiokommentar, alternatives Ende, Features.

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