Goldfrapp :: Head First

Michael Sembello und Pia Zadora. The Pointers Sisters und Harold Faltermeyer. „Flashdance“ und „Miami Vice“. Van-Halen- und The-Twins-Synthesizer. Und als Stargast: Stephanie! Stephanie von Monaco!

Willkommen auf unserer lustigen Eighties-Party. Fönfrisuren servieren Cocktails auf Blue-Curacao-Basis. Wir tragen Netzhemden von Jean Pascale und lugen über den Rand unserer Wayfarer-Sonnenbrille. Ein Heidenspaß, doch die Karnevalsveranstaltung hat einen Haken: Die dazugehörige Musik stammt nicht von einem alten Mixtape oder aus der „Ultimativen Chart-Show“. Verantwortlich dafür sind Alison Goldfrapp und Will Gregory – sie präsentieren ihr Projekt Goldfrapp 5.0, und meinen das hier todernst. Sonst würden sie sich auch Ween nennen!

Nach Glam, Sado-Pop und Chill-out haben die beiden sich also eine Original-Eighties-Platte ausgedacht. Vorreiter-Lorbeeren gibt es nicht zu ernten („Alive“ erinnert an La Roux), doch so konsequent – bis ins letzte Hintergrundflirren, bis ins letzte Artworkdetail – war vor ihnen noch niemand. Statt Erneuerern wie Heaven 17 oder Soft Cell Tribut zu zollen, haben die Briten die schlimmsten Sounds zusammengetragen, die damals aus den Computern dröhnten und die seinerzeit selbst im „Club Tropicana“-Rausch nicht zu ertragen waren. Erasure statt Depeche Mode, Vince Clarke lightl Der nach wie vor elfenhafte Gesang von Alison Goldfrapp weckt dabei komplett andere Assoziationen. Wie wär’s mit a cappella?

Erst gegen Ende des Albums deuten Goldfrapp einen anderen Weg an, mit dem die Neufindung hätte gut ausgehen können. „Shiny And Warm“ beamt einen zurück zu den Pioniertagen des Mute-Labels, als Gründer Daniel Miller selber als The Normal aktiv war – Suicide dienen hier als Inspiration. Das wabernde Monster „Voicething“ klingt, wie es heißt, und hätte Bat For Lashes keineswegs geschadet. Letzte Ausfahrt Esoterik! Und das ist diesmal positiv gemeint.

Was wurde eigentlich aus P. Lion?