Gordon Gano – Hitting The Ground. Der Chef der Violent Femmes lässt hier mal andere singen :: COOKING VINYL

Wenn Bandmusiker nach 20 langen Jahren endlich an ein Solo-Album dürfen, können sie gar nicht genug allein machen. Wenn „Hitting The Ground“ als Ausnahme von dieser Regel daherkommt, liegt das erstens daran, dass Violent Femmes-Chef Gordon Gano nie der herkömmliche Bandmusiker war, und zweitens daran, dass dieses späte Debüt ursprünglich in ganz anderem Kontext (ent-)stand. „Hitting The Ground“ präsentiert zehn Songs, die Gano schon 1996 als Soundtrack für den gleichnamigen Film des US-Independent-Regisseurs David Moore schrieb. Wobei Moore so independent ist, dass sein Werk zwar auf Festivals Beachtung fand, bis heute aber auf einen Vertrieb oder Programmkino-Auftritte wartet.

Gano kann’s egal sein, denn „Hitting The Ground“ steht musikalisch auf eigenen Füßen, als cin£ma verite eines Songschreibers, der offenbar glaubte, den bewegten Bildern allein mit seiner Stimme nicht genügen zu können. Hilfe war schnell zur Stelle. So gibt Frank Black im hysterischen „Run“ einen famosen Punk-Straßenköter, derweil They Might Be Giants „Darlin‘ Allison“ eine hübsche Kabaret-R&B-Träne nachweinen. John Cale meldet sich am Piano als – surprise! – John Cale zu Wort („Don’t Pretend“), während die Ex-4 Non Blondes-Nervensäge Linda Perry als, tja, sensible Interpretin mit einer Portion Understatement dann wirklich überrascht („So It Goes“). Gordon Gano selbst durfte aber auch noch hinters Mikro, unter anderem an der Seite von Loudons Tochter Martha Wainwright („It’s Money“).

Überflüssig ist indes die zweite Version des Titelsongs, den zum Auftakt doch PJ Harvey in einer luziden Patti-Smith-Inkarnation schon heimgesungen hatte. Die größten Freiheiten nahm sich natürlich Lou Reed, der Ganos Vorlage mit fiesen Gitarrero-Einlagen demontiert und auch gleich noch die Hälfte des Textes zu „Catch ‚Em In The Act“ umschrieb. Sowas verzeiht man nur Idolen. Und mit Lou ist ja auch nicht zu spaßen. Wir warten derweil weiter auf Ganos richtiges Solo-Debüt. Bis dahin ist „Hitting The Ground“ nicht nur eine Verlegenheitslösung.

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