Graham Coxon

Love Travels At Illegal Speeds

Gitarrenpop mit tollen Melodien und ganz viel Liebe

La la la la la la“, singt Graham Coxon. Und vom großartigen Billy Bragg weiß man ja: „La la la la la la la la means I love you“. Spätestens aber als Coxon im Finale des niedlichen Popsongs „You & I“ den Ausdruck steigert, indem er an das „La la la la la la“ noch ein „Oho oho“ dranhängt, gibt es keine Zweifel mehr. Ach, die Liebe! Immer wieder bringt sich Tragödien und Komödien, vor allem aber Wiederholungstäter hervor.

Graham Coxon hat sich davon nicht schrecken lassen und gleich ein ganzes Album der Liebe gewidmet. Aber anders als sein ehemaliger Blur-Kollege Dämon Albarn ist Coxon eben in seinem Herzen kein Innovator, sondern Traditionalist. Wäre die Liebe nicht so ein Allerweltsthema, ginge „Love Travels At Illegal Speeds“ deshalb als Konzeptalbum durch. Schließlich versucht Coxon darin, die Liebe musikalisch zu umzingeln, spielt den heimlichen Liebhaber, den Verknallten. Verlassenen, Enttäuschten, jammert, leidet, frohlockt, fordert und seufzt.

Doch obwohl der 36jährige einem auf seinem sechsten Soloalbum als gereifter Songwriter entgegentritt, hat er noch nicht wirklich ein eigenes Profil gefunden, begnügt sich damit, sich Stile zu borgen. „I Can’t Look At Your Skin“ hört sich wie eine verloren gegangene Nummer von The Jaman,“Gimme Some Love“ macht einen auf Punkrock, „You Always Let Me Down“ plündert mit einer schrägen Orgel das Garagenrock-Genre und „Don’t Believe Anythingl Say“, bei dem Coxon seine Intonationsprobleme als Sänger zum Stilmittel erklärt, fühlt sich nach den Kinks an.

Coxons Schwächen als Sänger nimmt man zwar in Kauf, weil Coxon als Gitarrist so außergewöhnliche Einfälle hat, prägnante Riffs und schrullige Minisoli aus dem Ärmel schüttelt und alle seine Songs stets wunderbare Melodien zu bieten haben. Doch gute Melodien allein machen noch keinen guten Songwriter, gerade wenn man wie Coxon auf „Love Travels At Illegal Speeds“ein so häufig und gut bearbeitetes Terrain betritt. Sentimentale Aussetzer wie in der mit Flöten aufgeblasenen akustischen Ballade „Flights To The Sea“ („I wanna love you in the sand/ I won’t let go of your hand“) oder in dem imposanten Epos „See A Better Day“ („Baby, baby, babc what can I do/ I’m so in love with you“) sollte er einem künftig lieber ersparen.(EMI)